Bewerbungsbilder wie vom Profi
- mit wenig Geld viel erreichen

Für Azubis, Werkstudenten oder Praktikanten sind Bewerbungsbilder vom Fotografen meistens sehr kostenintensiv. Gehört ihr zu einer dieser Berufsgruppen? Dann haben wir hilfreiche Tipps und Tricks parat, mit denen ihr selbst ein überzeugendes Bewerbungsbild erstellen könnt.

Von den Kameraeinstellungen bis hin zu den Grundlagen der Körpersprache findet ihr in diesem Guide alles, was ihr für die perfekte Aufnahme benötigt. Zusätzlich zeigen wir euch im Anschluss Step-by-Step, worauf ihr beim Fotografieren und Ausdrucken des Fotos achten müsst und geben euch noch eine Checkliste an die Hand, mit der nichts mehr schiefgehen kann!

Diese Bilder könnt ihr natürlich auch für euren professionellen Auftritt bei Karriereportalen wie Xing und LinkedIn nutzen.

Zunächst klären wir aber erst einmal mithilfe verschiedener Experten die wichtigsten Fragen rund um das Bewerbungsbild.

Brauche ich überhaupt ein Bewerbungsbild oder geht es auch ohne?

In Zeiten von E-Mail-Bewerbungen und Bewerbungsgesprächen via Skype stellt sich die Frage, ob ein Bewerbungsbild überhaupt noch zeitgemäß ist. In vielen Ländern sind Bewerbungsfotos aufgrund von Antidiskriminierungsgesetzen bereits verboten. Das sagen unsere Experten dazu:

Dr. Bernd Slaghuis, Karrierecoach

"Das Portraitbild auf dem Deckblatt oder der ersten Seite des Lebenslaufs spielt zumindest in Deutschland meiner Wahrnehmung nach noch eine wichtige Rolle. Recruiter sind es gewohnt, dass sie sich auch so ein „Bild“ vom Bewerber machen können. Fehlt es, fällt es auf und dürfte heute noch in vielen Köpfen die Frage aufwerfen, warum ein Bewerber auf das Foto verzichtet. Manche Arbeitgeber gehen zur Vermeidung von Diskriminierung dazu über, explizit kein Bild zu wünschen. Hier sollten Bewerber darauf verzichten, in allen anderen Fällen sollten sie es meiner Erfahrung nach heute noch mitschicken."

Dr. Bernd Slaghuis,
Karrierecoach

Till Tauber, Bewerbungsschreiber

"Nach wie vor ist ein Bewerbungsbild immer noch recht wichtig, besonders jedoch in Bereichen, in denen die Bewerber viel Kundenkontakt haben sowie in Branchen, in denen Außenwirkung relevant ist."

Till Tauber,
Bewerbungsschreiber

Beide Experten empfehlen also, nicht auf ein Foto auf der Bewerbung zu verzichten, außer es wird explizit gefordert.

Sind Authentizität und Sympathie nicht wichtiger als eine professionelle Gestaltung?

Etwa 30% seiner Kunden empfiehlt der professionelle Bewerbungsschreiber Till Tauber ein neues Bewerbungsfoto aufzunehmen. Oftmals liegt das daran, dass die Bilder schlecht ausgeleuchtet sind oder die grafische Qualität nicht stimmt. Er beschreibt auch, dass es in den wenigsten Fällen ratsam wäre, das Bewerbungsbild selbst aufzunehmen: "Nicht immer wird bei Bewerbungsfotos in Eigenregie an alles gedacht, auch wenn die Fotos subjektiv als gut empfunden werden. Oft erhalte ich selbst erstellte Bilder, die man dann sofort als solche identifiziert, was dann nicht wirklich positiv bei den Unternehmen ankommt. Leicht entsteht der Eindruck, dass man Geld und Mühe sparen wollte."

Tauber sagte uns aber auch, dass z.B. Hobbyfotografen teilweise sogar professionellere und überzeugendere Bewerbungsbilder aufnehmen als die Profis.

Der Karriereberater Dr. Bernd Slaghuis ist der Meinung, dass ein gutes Foto zu einer professionellen Bewerbung dazugehört. Das gelte auch für Praktikanten oder Auszubildende. Er ergänzt, dass es kein professionelles Foto-Shooting beim Star-Fotografen inklusive Maskenbildner sein muss, sondern es gute Bewerbungsfotos auch schon für kleines Geld gibt.

Hinsichtlich der Sympathie rät Dr. Slaghuis: "Mit dem Bewerbungsfoto transportiert ihr Persönlichkeit, also sollte es authentisch, aber gleichzeitig auch professionell sein. Zieht an, was ihr auch beim Vorstellungsgespräch tragen würdet. Es gibt kein richtig oder falsch. Entscheidet, wie sich euer potenzieller neuer Arbeitgeber ein gutes Bild von euch machen kann und ihr euch erkennt, sobald ihr zum Vorstellungsgespräch live aufeinandertrefft."

Der Körperspracheexperte Jochen Baier meint, dass wir die Bedeutung des sympathischen Auftretens lange Zeit unterschätzt haben. Er erklärt: „Wenn Sie davon ausgehen, dass der Human Ressourcer die Bewerbungsmappe bei der ersten Durchsicht einmal überfliegt und sich für die gleiche Zeitspanne das Bild anschaut, wird über die Hälfte des ersten bleibenden Eindrucks aus dem Foto resultieren. Wie wichtig die Sympathie zum Fotografierten ist, kann man u.a. daran ersehen, dass viele Personalchefs illegalerweise Bewerbungen ohne Bild grundlegend ignorieren.“

Ein guter Tipp zum Abschluss von Bewerbungsschreiber Till Tauber: „Es lohnt sich immer, vorab die Webpräsenz zu besuchen und die Social-Media-Auftritte zu betrachten. Sind alle mit selbst gemachten Bildern und völlig casual unterwegs, ist dagegen nichts einzuwenden – vorausgesetzt, die Qualität stimmt.“

Zusammengefasst heißt das, dass Sympathie und Authentizität auf jeden Fall sehr wichtig sind. Sie ersetzen allerdings, laut Expertenmeinungen, nicht ein qualitativ hochwertiges Foto. Unserer Meinung nach könnt ihr euer Bewerbungsbild also durchaus selbst machen, es darf nur nicht unprofessionell wirken. Selfies sind also Tabu. Wie ihr das am besten hinbekommt, lest ihr in unseren Tipps.

Wie aktuell muss das Bewerbungsfoto sein?

Ein professionelles Foto beim Fotografen machen zu lassen, ist mit etwas Aufwand verbunden und kann auch ins Geld gehen. Deswegen stellt sich die Frage, ob man auch ein älteres Bewerbungsbild noch verwenden kann.

Der Bewerbungscoach Till Tauber empfiehlt, alle zwei bis drei Jahre in ein gutes Portrait zu investieren. Er ergänzt, dass nach einer Totalveränderung, beispielsweise mit einer neuen Frisur, ebenfalls ein neues Bild erstellt werden sollte.

Habt ihr euch überhaupt nicht verändert und man würde euch problemlos beim Bewerbungsgespräch wiedererkennen, könnt ihr ruhig ein Bild über einen längeren Zeitraum verwenden. Mit einer neuen Frisur oder wenn ihr nun eine Brille tragt, solltet ihr allerdings ein neues Bild machen.

Vor dem Fotografieren

Eine wichtige Eigenschaft von Bildern ist, dass wir sie stark unterbewusst verarbeiten. Auch ohne einem Bild direkte Aufmerksamkeit zu schenken, nimmt unser Gehirn bestimmte Eigenschaften, wie zum Beispiel die Farbe des Bildes, auf. Grundsätzlich betrachten wir Bilder eher vor Texten.

Nur verständlich also, dass man sich auf einem Bewerbungsbild von seiner besten Seite zeigen möchte, da dieses schließlich von einem Personaler bewertet wird. Um das perfekte Bewerbungsbild selbst zu machen, ist die richtige Vorbereitung vonnöten:

Auf die äußeren Werte kommt es an

Das richtige Outfit fürs Bewerbungsbild wählen

Mit Kleidung könnt ihr eure Persönlichkeit unterstreichen. So hat die Wahl des Outfits einen entscheidenden Einfluss darauf, wie man euch auf einem Bild wahrnimmt.

Wichtig ist, dass ihr euch fragt, was ihr vermitteln wollt und was der Arbeitgeber von euch erwartet. Stilcoach Stefanie Diller empfiehlt: “Wenn die Homepage des Unternehmens, bei dem ihr euch bewerbt, nicht ausreichend über den dort herrschenden Dresscode informiert, schaut euch doch einmal zum Feierabend um, was die Mitarbeiter dort tragen, wenn sie das Gebäude verlassen.“

Egal, für welche Kleidung ihr euch auf dem Bewerbungsbild entscheidet, diese sollte dem, was ihr zum Bewerbungsgespräch oder im Arbeitsalltag tragen wollt, im Stil entsprechen.

Auf die richtige Farbe kommt es an

Stilcoach Stefanie Diller sagte uns, dass eine weiße Bluse für Frauen und ein weißes Hemd für Männer immer geht. Weiter erläutert sie, dass man bei den zig Varianten von Blusen, die es gibt, auf ein klassisches Teil mit Kragen zurückgreifen sollte. Das Gleiche gilt auch beim Hemd. Transparenz sollte gekonnt mit einem passenden Top darunter kombiniert werden.

Mit einer weißen Bluse und einem weißen Hemd seid ihr immer gut angezogen.

Mit einer weißen Bluse und einem weißen Hemd seid ihr immer gut angezogen.

Stefanie Diller, Stilberaterin

"Schwarz ist zwar seriös und korrekt, aber auch sehr hart. In Deutschland steht es für Recht, Trauer und Beerdigung. Eine Ausnahme bildet die Kreativbranche, in der es sicher cool ist, im schwarzen Rolli wie Steve Jobs (Apple) zu erscheinen. Blau ist immer besser, Dunkelblau ideal."

Stefanie Diller,
Stilberaterin

Die weißen Punkte lockern das dunkelblaue Hemd zusätzlich auf.

Die weißen Punkte lockern das dunkelblaue Hemd zusätzlich auf.

Frau Diller ergänzt, dass farbige Kleidung generell kein No-Go ist. Man sollte nur die Wirkung von Farben bedenken. Rot wirkt beispielsweise sehr dynamisch, eine rosa Bluse vermittelt einen eher lieben und weiblichen Eindruck. Kleine Muster können oft niedlich wirken und große können vom Gesicht ablenken.

Überlegt euch hierbei, welchen Eindruck ihr vermitteln möchtet und welche Werte gefragt sind.
Testet, wie eure Kleidung auf einem Bild wirkt und wie euer Gesicht dadurch unterschiedlich betont wird. Sicher wisst ihr bereits, welche Farben euch schmeicheln.

Nicht zu viel Ausschnitt zeigen

Gerade Frauen sollten auf Ihren Ausschnitt achten. Stefanie Diller erklärt: "Wie viel ihr zeigen könnt, ist abhängig von eurer Figur und eurem Typ. Bei einer kleinen Frau mit einer sportlichen Figur mag ein Ausschnitt eher funktionieren als bei einer kurvigen Frau mit viel Oberweite. 4 bis 6 cm vom Kehlkopf gehen meist. Testet je nach Kameraposition, wie viel man sieht. Die Falte zwischen den Brüsten sollte nicht sichtbar sein."

Eine Krawatte ist unnötig

Sie ergänzt, dass eine Krawatte für Berufseinsteiger ein übertriebenes Accessoire sei. Auch hier kommt es aber wieder auf die Branche und die Stellung an. Fliegen sind sehr individuell und stehen manchen Typen, die insgesamt einen durchdachten Style tragen.

Die passende Frisur fürs Bewerbungsbild

Tipps für Frauen:

Lutz Kranepuhl von der Vital Kosmetikakademie GmbH verriet uns im Interview Tipps für die ideale Frisur: "Die Frisur richtet sich nach dem Typ der Trägerin. Lange Haare sollten geglättet oder in Form geföhnt sein. Je nach Berufsgruppe eignet sich auch eine klassische Hochsteckfrisur."

Prinzipiell solltet ihr testen, wie verschiedene Frisuren auf einem Bild wirken. Das kann sich nämlich enorm vom Eindruck im Spiegel unterscheiden.

"Für kurze Haare ist auch ein Trendhaarschnitt möglich, wenn er in Form und Farbe nicht zu extravagant ist.“, ergänzt Herr Kranepuhl.

Offene Haare wirken lockerer und sehen eher nach Freizeit aus.

Offene Haare wirken lockerer und sehen eher nach Freizeit aus.

Wenn ihr nicht so konservativ seid und das für die Position, auf die ihr euch bewerbt okay ist, achtet aber zumindest darauf, dass eure Haarfarbe und Frisur sich beim Vorstellungsgespräch oder Jobantritt nicht komplett vom Bewerbungsfoto unterscheiden. Auf dem Foto kann man die Haarfarbe gut durch einen Schwarz-Weiß-Filter überspielen, aber spätestens beim Vorstellungsgespräch sieht man euch live und in Farbe.

Prinzipiell solltet ihr nicht direkt, bevor ihr Bewerbungsbilder schießt, zum Friseur gehen. Bis man sich mit einer neuen Frisur komplett wohl fühlt, dauert es meist ein paar Tage.

Tipps für Männer:

Männern mit langen Haaren empfiehlt Lutz Kranepuhl ab schulterlangen Haaren einen Zopf zu tragen. Bei einer Haarlänge bis zur Kinnlinie ist eine offene Föhnfrisur akzeptabel.

Ihr tragt einen Bart und wisst nicht, was ihr damit fürs Bewerbungsfoto machen sollt? "Ein Bart ist prinzipiell kein No-Go", sagt Kranepuhl. "Wenn er der Gesichtsform angepasst ist, wirkt er auch auf einem Foto gepflegt. Von längeren, herunterhängenden Bärten ist jedoch abzuraten." Auch ein 3-Tage Bart macht einen eher ungepflegten Eindruck.

Make-up - wie viel ist zu viel?

Auch in Bezug auf das Make-up hat Lutz Kranepuhl Tipps für euch parat: Generell sollte man auf ausgefallene Trendfarben und extravagante Looks verzichten. Das Make-up im Businessbereich sollte frisch und vital wirken. Setzt nicht zu viele Kontraste, kaschiert Makel und betont eure Vorzüge dezent.

Die Qualität von Drogerieprodukten ist dabei ausreichend, ihr müsst also kein teures Profi-Make-up kaufen. Seid ihr dabei aber nicht so geübt, fragt eine Freundin, ob sie euch hilft.

Make-up wirkt auf Bildern immer etwas schwächer, schminkt also gegebenenfalls etwas nach, wenn ihr das auf euren ersten Bildern feststellt.

Lutz Kranepuhl, Vital Kosmetikakademie GmbH

Weniger ist mehr

"Bei der Wahl der Frisur und des Make up`s sollte man sich an den klassisch dezenten Varianten orientieren und dramatische "Smokey Eyes" oder schwarze Lippen, rosa pink Glitzer und Puppenwimpern lieber in der Freizeit schminken."

Lutz Kranepuhl,
Vital Kosmetikakademie GmbH

Make-up ist aber nicht nur etwas für Frauen. Auch Männer können starke Augenringe oder Hautunreinheiten durch partielles Abdecken kaschieren, ergänzt Herr Kranepuhl.

Ein dezentes Make-up empfiehlt sich auch für Männer.

Ein dezentes Make-up empfiehlt sich auch für Männer.

Piercings und Tattoos auf Bewerbungsfotos

Tattoos polarisieren. Abhängig von der Branche und dem persönlichen Geschmack desjenigen, der eure Bewerbung in den Händen hält, mal mehr oder weniger. Tattoos und Piercings sind nicht in jeder Branche erwünscht. In vielen Berufen mit Kundenkontakt (Bankangestellte, Kundenberater, Restaurantfachkräfte) werden Körperverzierungen meist noch nicht so gern gesehen, auch wenn hier in den letzten Jahren bereits ein Wandel eingesetzt hat.

Ihr könnt eure Piercings verstecken, wenn ihr diese letztlich auch nicht auf Arbeit tragen werdet. Ohrpiercings sind meist durch Haare leicht zu verdecken und auch andere Piercinglöcher lassen sich mit kleinen Spezialpflastern und etwas Make-up gut kaschieren. Wem seine Tattoos und Piercings wichtig sind, kann diese auch auf einem Bewerbungsbild zeigen. Solltet ihr nur aus diesem Grund abgelehnt werden, hättet ihr dann dort wirklich arbeiten wollen?

Lutz Kranepuhl, Vital Kosmetikakademie GmbH

So versteckt ihr Tattoos und Piercings

"Zum Abdecken von Tattoos gibt es Camouflage, eine Foundation, welche sich durch eine sehr hohe Deckkraft auszeichnet und in allen Hauttönen erhältlich ist. Für Piercinglöcher empfehlen wir kleine, hautfarbene Pflaster, welche man zusätzlich mit Camouflage abdecken kann."

Lutz Kranepuhl,
Vital Kosmetikakademie GmbH

Runden Accessoires das Outfit ab?

Verzichtet auf extravagante Ketten oder Ohrringe, die zu sehr ablenken können. Tragt höchstens dezenten Schmuck, welcher euer Outfit abrundet. Natürlich möchtet ihr eure Persönlichkeit zum Ausdruck bringen oder unterstreichen, aber hier kann dies kontraproduktiv sein. Tücher gehen, wenn sie ein dezentes Muster haben.

Die Brille als Accessoire

"Brillen sind das auffälligste Accessoire, das ihr auf einem Bewerbungsbild tragen könnt.", stellt Stilberaterin Stefanie Diller fest. Eine Brille kann eure natürlichen Vorzüge hervorheben und eure Persönlichkeit unterstreichen. Sie ergänzt, dass eine Brille helfen kann, wenn ihr eine stärkere Präsenz zeigen möchtet oder einfach nur mehr Ausdruck braucht.

Die Wirkung mit und ohne Brille unterscheidet sich stark.

Die Wirkung mit und ohne Brille unterscheidet sich stark.

"Das perfekte Make-up für eine Brillenträgerin richtet sich danach, ob es sich hier um  Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit handelt, das heißt, ob die Brille das Auge vergrößert oder verkleinert, um dann korrigierend/ausgleichend zu schminken.", erläutert Lutz Kranepuhl.

Auch Kontaktlinsen sind eine gute Möglichkeit. "Bei Kontaktlinsen besteht die Herausforderung darin, dass beim Schminken keine Puderpartikel und Lidschattenkrümel zwischen Linse und Augapfel geraten dürfen.", warnt Herr Kranepuhl.

Probiert Fotos mit und ohne Brille aus und entscheidet dann, welche Variante ihr lieber mögt.

Ein absolutes No-Go sind übrigens Sonnenbrillen, sagt Frau Diller. Auch, wenn sie im Haar getragen werden. Sie vermitteln den Eindruck von Freizeit und sind dementsprechend eher kontraproduktiv.

Die empfohlene Ausrüstung

Die Wahl des richtigen Hintergrundes

"Achtet grundsätzlich auf einen schlichten, dezenten Hintergrund.", rät der Fotograf Max Niemann. Weiter erklärt er: "Farbige bzw. zu bunte/unruhige Hintergründe lenken meiner Meinung nach zu sehr vom eigentlichen Bildinhalt ab und sollten daher vermieden werden".

Eine weiße Wand als Hintergrund bietet eine gute Grundlage für die Nachbearbeitung. Hellt die weiße Wand mit einem Fotobearbeitungsprogramm auf, um Unebenheiten oder Graustiche zu entfernen. Bei einem rein weißen Hintergrund verliert der Hintergrund zwar etwas an Bildwirkung, er eignet sich aber z.B. für klinische Berufe. Moderner ist es, wenn ihr euch im Geschäftsalltag oder vor den modernen Glasfronten eines Bürogebäudes zeigt. Achtet darauf, den Hintergrund etwas unscharf zu machen, denn schließlich steht ihr im Fokus.

Ein weißer Hintergrund ist neutral und lenkt nicht von euch ab.

Ein weißer Hintergrund ist neutral und lenkt nicht von euch ab.

Ungewöhnliche Hintergründe eignen sich für bestimmte Berufsbilder durchaus.
Ungewöhnliche Hintergründe eignen sich für bestimmte Berufsbilder durchaus.

Ungewöhnliche Hintergründe eignen sich für bestimmte Berufsbilder durchaus.

Von einem schwarzen Hintergrund ist abzuraten. Dieser wirkt eher düster und ist schwer in Szene zu setzen. Ebenso sollten Farbverläufe oder harte Muster im Hintergrund gemieden werden. Braun und türkis sind auch keine gute Wahl, da sie eher altmodisch wirken.

Gute Alternativen sind grau oder beige. Kauft euch für wenig Geld Plakatpapier in verschiedenen Tönen. So könnt ihr den Hintergrund den bei der Aufnahme herrschenden Lichtverhältnissen anpassen und den für euch besten finden.

Als Hintergrund dienten uns hier ein Rollo und eine graue Pinnwand.

Als Hintergrund dienten uns hier ein Rollo und eine graue Pinnwand.

Kamera oder Handy benutzen?

Hier entscheidet die Qualität. Sowohl Digitalkamera als auch Handy sollten über mindestens 12 Megapixel verfügen und optimalerweise eine Blitzfunktion haben. Letztlich gilt aber auch hier wieder: ausprobieren und dann entscheiden. Wägt die Funktionen der einzelnen Geräte miteinander ab. Braucht ihr ein Stativ? Ist das mit dem Handy realisierbar? Fotografiert ihr euch alleine oder habt ihr Hilfe?

Der Fotograf Max Niemann ist der Meinung, dass Selfies in jedem Fall ein No-Go sind. Er empfiehlt stattdessen das Foto mit einer anständigen Kamera aufzunehmen bzw. aufnehmen zu lassen.

Beide Bilder entstanden vor dem selben Hintergrund: links mit dem Handy aufgenommen, rechts mit einer Spiegelreflexkamera.

Beide Bilder entstanden vor dem selben Hintergrund: links mit dem Handy aufgenommen, rechts mit einer Spiegelreflexkamera.

Auch hier ist ein deutlicher Qualitätsunterschied zwischen Handy (links) und Kamera (rechts) zu erkennen.

Auch hier ist ein deutlicher Qualitätsunterschied zwischen Handy (links) und Kamera (rechts) zu erkennen.

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So baut ihr ein Stativ

Rückt euch ins rechte Licht
– auf die richtige Beleuchtung kommt es an

Die richtigen Lichtverhältnisse haben einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität eurer Bewerbungsfotos. Wichtig ist, dass das Bild insgesamt nicht zu dunkel wird. Schließlich wollt ihr erkannt werden. Licht macht die Bildkomposition freundlicher.

Die Vorteile einer Softbox

Blitzlicht macht das Fotografieren unabhängig vom natürlichen Licht möglich, wirkt zuweilen aber sehr hart und wirft unvorteilhafte Schatten, sagt der Fotograf Max Niemann. Er ergänzt, dass der Blitz direkt auf der Kamera in 99,9% aller Fälle nicht verwendet werden sollte.

Mit Blitz fotografiert (links) wirkt das Bild viel härter als ohne (rechts).

Mit Blitz fotografiert (links) wirkt das Bild viel härter als ohne (rechts).

Mit einer Softbox vergrößert man die Leuchtfläche des Blitzes. Umso größer die Softbox, desto weicher wird das Licht. Mit einer klassischen Papier-Lampe kann eine Softbox ersetzt werden, da sie das Licht umformt.

Noch einfacher geht es mit einer weißen, relativ dünnen Plastiktüte, die aufgeblasen und vor bzw. auf den Blitz der Kamera gelegt wird. So wird das Licht schmeichelhafter und weicher.

Generell ist es ratsam, dass ihr eure Bewerbungsbilder in einem geschlossenen Raum macht. Ihr habt die volle Kontrolle über das Licht und genug Zeit, da sich die Lichtverhältnisse nicht ändern. Draußen könnten euch strahlender Sonnenschein, Regen, Wind oder das rasche Dunkelwerden am Abend Schwierigkeiten bereiten.

Wenn ihr unbedingt natürliches Licht nutzen wollt, sucht euch einen Tag aus, der konstantes Wetter und gute Lichtverhältnisse verspricht. Passt eure zusätzliche Beleuchtung darauf an und testet verschiedene Varianten. Ihr werdet schnell ein Gefühl dafür bekommen, welches Licht euch schmeichelt. Euer Gesicht sollte aber nicht schattiert werden.

Max Niemann, Fotograf

Gegenlicht vermeiden

"Im Gegenlicht zu fotografieren, würde ich bei Bewerbungsfotos nicht empfehlen. Ein bedeckter Himmel oder, noch besser, ein schattiger Platz, in den Licht von der Seite einfällt, ist hier meist die bessere Variante."

Max Niemann,
Fotograf

Natürliches Licht im richtigen Winkel kann sehr schön wirken.

Natürliches Licht im richtigen Winkel kann sehr schön wirken.

Letztlich ist jeder von euch anders und hat seinen eigenen Stil. Ihr müsst selbst entscheiden, wie ihr euch auf eurem Bewerbungsbild stylt und präsentiert. Unterstreicht eure Persönlichkeit gekonnt und lasst euch nicht von allzu sturen genormten Regeln oder Tipps beeinflussen. Wenn ihr euch verstellt, fliegt das spätestens im Vorstellungsgespräch auf.

Auch beim Fotografieren selbst - ob alleine oder mit Hilfe - gilt es, sich auszuprobieren. Im Folgenden geht es darum, wie ihr das Bewerbungsbild schießen könnt. Auch hier haben wir die unterschiedlichsten Meinungen und Tipps von Experten für euch zusammengetragen.

Beim Fotografieren

Schöne Bewerbungsfotos sind Teamarbeit – oder nicht?

Selbstverständlich könnt ihr das Bewerbungsfoto allein aufnehmen. Ein Selfie wirkt oftmals unprofessionell, aber ihr könnt ein Foto mit Selbstauslöser machen. Wenn ihr kein Stativ besitzt, könnt ihr die Kamera auch auf eine andere feste Unterlage stellen. Achtet dabei auf die richtige Höhe.

Der Nachteil dabei ist, dass ihr sehr schnell sein müsst und nicht viel Zeit habt, die richtige Pose zu finden. Außerdem müsst ihr ständig zwischen der Kamera und eurer Position hin und her wechseln, um das Ergebnis zu betrachten und den Selbstauslöser erneut einzustellen. Es gibt aber auch dafür eine Lösung, nämlich einen Fernauslöser. Diesen kleinen Knopf, ähnlich einer Fernbedienung, haltet ihr einfach in der Hand und betätigt ihn, wenn ihr eine Aufnahme machen möchtet. So könnt ihr euch in Ruhe auf das Bild vorbereiten.

Idealer ist es natürlich, zu zweit zu arbeiten. So seid ihr viel flexibler und bekommt gleich noch eine Meinung zu eurem Bild. Max Niemann, unser Experte im Bereich Fotografie, erklärte uns, dass vier Augen immer mehr als zwei sehen und die Selbstwahrnehmung gerade in Bezug auf Bewerbungsfotos nicht immer deckungsgleich mit der Fremdwahrnehmung ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass mithilfe einer zweiten Person mehr Perspektiven möglich sind. Ihr könnt diese nach Belieben variieren und so herausfinden, was am besten aussieht.

Ein kleines Making-of unserer Fotoshootings.

Ein kleines Making-of unserer Fotoshootings.

Perfekte Kameraeinstellungen - das müsst ihr beachten

Ob ihr euer Foto mit einer Digitalkamera, einer Spiegelreflexkamera oder eurem Smartphone macht, ist euch überlassen. Bei der Digitalkamera und dem Smartphone habt ihr nur beschränkte Einstellungsmöglichkeiten und viele Autofunktionen. Das erleichtert euch das Fotografieren und ihr könnt euch in Ruhe um eure Posen kümmern. Wenn ihr euch aber mit einer Spiegelreflexkamera fotografieren wollt, solltet ihr einige Dinge beachten.

Jede Spiegelreflexkamera bietet die Einstellung des ISO-Wertes an. Der ISO-Wert beschreibt die Lichtempfindlichkeit des Sensors der Kamera. Für Bilder wie unsere Bewerbungsbilder empfiehlt sich ein ISO-Wert von 100-400. Je höher der ISO-Wert eingestellt ist, desto empfindlicher reagiert der Sensor auf Lichteinfälle. Wenn ihr den Wert auf über 400 stellt, kann es sein, dass ihr ein Bildrauschen oder einen Detailverlust im Bild erzeugt. Das wäre schade, da eure selbstgemachten Bewerbungsbilder dadurch weniger hochwertig aussehen.

Nachdem ihr den ISO-Wert bestimmt habt, folgt die Einstellung der Blende. Hier unterscheidet man zwischen einer offenen und einer geschlossenen Blende. Je weiter die Blende geöffnet ist, desto mehr Unschärfe gelangt ins Bild. Ist die Blende eher geschlossen, erzeugt ihr eine hohe Tiefenschärfe. Für Bewerbungsfotos empfiehlt sich eine Blendeneinstellung von 4 bis 7.

Jetzt habt ihr den ISO-Wert und die Blende eingestellt. Fehlt nur noch die Belichtungszeit. Die Belichtungszeit beschreibt, wie lange die Blende geöffnet sein soll. Je länger die Belichtungszeit ist, desto mehr Licht fällt auf die Blende. Für Bewerbungsfotos eignet sich am besten eine Belichtungszeit von 1/60 bis 1/125.

Zuletzt müsst ihr die Fokussierung einstellen. Dabei geht es darum, die Stelle scharf zu stellen, an der später euer Gesicht ist. Wenn ihr die Fotos von einer zweiten Person machen lasst, können die Einstellungen des Fokus von ihr übernommen werden. Allein wird es etwas kniffliger. Jede Kamera bietet einen Autofokus an. Hierbei werden verschiedene festgelegte Punkte fokussiert. Es kann allerdings passieren, dass die Kamera anstatt des Gesichtes etwas anderes in den Fokus nimmt. Um den Fokus manuell einzustellen, könnt ihr einen kleinen Trick anwenden. Dazu braucht ihr lediglich einen Besenstiel. Stellt die Kamera auf das Stativ und sucht genau den Ausschnitt raus, welchen ihr für eure Aufnahme nutzen wollt. Da der Bildausschnitt jetzt noch leer ist, könnt ihr den Fokus noch nicht einstellen. Setzt oder stellt euch genau dort ins Bild, wo ihr auch später sein werdet. Jetzt stellt ihr den Besen so auf, dass das Ende des Griffs auf Augenhöhe mit euch ist. Ihr könnt den Besenstiel mit einem Stapel Bücher oder Kartons so erhöhen, dass es passt. An der Kamera könnt ihr jetzt den Fokus auf den Punkt am Ende des Besenstiels setzen. Dafür dreht ihr einfach solange am Objektiv, bis der Besenstiel scharf gestellt ist. Eure Augen werden also nachher im Fokus sein.

Achtet außerdem darauf, dass ihr die Bilder im RAW-Format aufnehmt. Dieses Format eignet sich am besten für die Nachbearbeitung eurer Bewerbungsbilder und lässt sich im Nachhinein einfach in ein JPEG verwandeln.

All diese Einstellungen sind natürlich nur Richtwerte. Ihr solltet ein paar Mal hin und her probieren und Probefotos schießen, damit ihr seht, welche Einstellungen mit eurer Kamera am besten aussehen. Denn schließlich ist jede Kamera unterschiedlich und am Ende des Tages entscheidet ihr, wie euer Bewerbungsfoto aussehen soll.

Das passende Format und die richtige Größe finden

Denkt man an ein Bewerbungsfoto, kommt meist nur das klassische Hochformat in Betracht. Für eher konservative Unternehmen solltet ihr auch weiterhin dieses Format wählen. Das Hochformat macht auch für korpulente Menschen Sinn, da es streckt und durch den passenden Bildausschnitt oftmals weniger massig wirkt. Sowohl Querformate als auch quadratische Bilder sind modern und heben sich von der Masse der Bewerbungen ab. Sie wirken außerdem hochwertig und edel. Auch diese sind mittlerweile allgemein anerkannt und können durchaus verwendet werden.

Beim Querformat (links) ist der Bildausschnitt meist kleiner als beim Hochformat (rechts).

Beim Querformat (links) ist der Bildausschnitt meist kleiner als beim Hochformat (rechts).

Euer Bewerbungsfoto sollte 5 bis 10 cm hoch und 4 bis 7 cm breit sein. Immer richtig liegt ihr mit einer Größe von 6 x 4,5 cm. Die gängigsten Fotogrößen, die gleichzeitig auch dem goldenen Schnitt entsprechen, sind 6 x 4 oder 9 x 6 cm. Die Größen gelten sowohl für Hoch- als auch Querformate.

Sympathie und Persönlichkeit zeigen

Egal, in welcher Branche ihr euch bewerbt, ein Foto ist ein Muss. Doch welches Foto ist für welche Stellenausschreibung geeignet? Vorab sollte erwähnt werden, dass Urlaubsfotos und private Bilder für keine Bewerbung verwendet werden sollten. Da sind sich auch unsere Experten einig.

Ihr seid Schüler oder Student und möchtet euch auf eine Praktikumsstelle bewerben? Dann sollte der Fokus bei eurem Bild vor allem auf der Sympathie legen. Unseren Körperspracheexperten Jochen Baier haben wir zum Thema Sympathie auf Bewerbungsbildern befragt. "Man muss echt sein.", so Baier. Der Karrierecoach Dr. Bernd Slaghuis antwortete auf die Frage ähnlich: "Bleiben Sie Sie selbst." Sympathie und Authentizität sollten in einer gesunden Balance zueinander stehen. Das fertige Bewerbungsbild sollte eben nicht nur euch selbst zeigen, sondern auch eure Persönlichkeit transportieren. Bei der Aufnahme des Bewerbungsbildes ist es außerdem wichtig, dass ihr euch wohlfühlt und sagen könnt: "Ja, das bin ich!".

Das Lächeln sollte natürlich wirken und nicht albern. Ohne Lächeln wirkt man eher seriös und ernst.

Das Lächeln sollte natürlich wirken und nicht albern. Ohne Lächeln wirkt man eher seriös und ernst.

Max Niemann, Fotograf

Hat jeder eine Schokoladenseite?

"Letztlich glaube ich, dass man die meisten Menschen von allen Seiten gut fotografieren kann, wenn man sich nur ein bisschen Mühe gibt. Dennoch gibt es v.a. bestimmte Frisuren (mit nicht-mittigem Scheitel z.B.), die von einer Seite besser aussehen als von der anderen. Hier gilt es einfach auszuprobieren, was am besten aussieht – tendenziell ist meiner Erfahrung nach die linke Gesichtshälfte bei den meisten Menschen die „bessere“, aber das ist auch nur ein persönlicher Eindruck."

Max Niemann,
Fotograf

Euer Bild sollte zum Job passen. Angefangen vom Outfit bis hin zur Pose sollte alles stimmig sein und zu eurer angestrebten Position passen. Wollt ihr euch statt auf ein Praktikum auf eine Führungsposition bewerben, solltet ihr auch Führungsqualitäten auf dem Bewerbungsbild ausstrahlen. Für Führungsposition eignet sich außerdem ein Schwarz-Weiß-Foto, da es professioneller wirkt. In sozialen Berufen sind vor allem fröhliche Farben auf Bewerbungsbildern gerne gesehen, da sie empathischer wirken. Dies gilt auch für kommunikative Berufe.

Wenn ihr den Personaler überzeugen wollt, solltet ihr auch auf ein natürliches Lächeln achten. Gute Personaler erkennen schnell, ob jemand authentisch ist oder nicht. Baier rät dazu, an eine positive Erfahrung zu denken anstatt das "Spaghetti" des Fotografen nachzusprechen. Er ergänzt, dass ein leichtes Lächeln, egal für welchen Job, nie schade und direkt sympathischer wirke. Eine Ausnahme wäre allerdings vielleicht "eine Bewerbung als Bestatter oder Geheimdienstchef", sagt Jochen Baier mit einem Augenzwinkern.

Dr. Bernd Slaghuis, Karrierecoach

Probiert alles aus

"Macht Fotos in unterschiedlichen Outfits, vom Gesichtsausdruck mal lockerer, mal ernster, in verschiedenen Bildformaten, in schwarz-weiß und Farbe. Digital ist das heute ja alles kein Problem. Vielleicht lasst ihr für die nächste Bewerbung auch euer Bauchgefühl entscheiden, welches eurer Fotos gut zur Stelle und zum neuen Arbeitgeber passt."

Dr. Bernd Slaghuis,
Karrierecoach

Das 1x1 der Körpersprache

Für einen offenen und selbstbewussten Eindruck sollten die Schultern leicht angespannt und der Körper leicht nach vorne geneigt sein, sagt uns der Fotograf Max Niemann im Interview. Seine Bewerbungsfotos haben stets einen recht einheitlichen Look. "Die Person ist leicht seitlich eingedreht, die rechte Schulter ist etwas niedriger positioniert als die linke und der Kopf entgegengesetzt zur Schulter eingedreht." Bei seinen Fotoshootings habe er allerdings auch gemerkt, dass jeder Mensch einen anderen Grad an Drehung, Haltung und Anspannung braucht, um einen guten Eindruck auf dem Bild zu vermitteln. Pauschal lässt sich also nicht sagen, welche Pose für ein Bewerbungsbild genau die richtige ist.

"Spielen würde ich im Hinblick auf Bewerbungsphotos am ehesten mit der Blickhöhe. Schaue ich geringfügig über die Linse, wirke ich dominanter, schaue ich leicht darunter, schaffe ich Vertrauen." Das riet der Körperspracheexperte Jochen Baier, als wir ihn auf Mimik und Gesichtsausdruck ansprachen.

Jochen Baier, Körperspracheexperte

"Man muss echt sein. Besonders Geübte entlarven ein falsches Lächeln quasi im Handumdrehen und legen eure Bewerbung mit der gleichen Handbewegung weg."

Jochen Baier,
Körperspracheexperte

Ihr solltet also mehrere Fotos in unterschiedlichen Posen mit eurem Fotografen aufnehmen, um festzustellen, was bei euch am besten wirkt.

Nach dem Fotografieren

So wählt ihr das passende Bewerbungsbild aus

Nach dem Fotografieren mit verschiedenen Kleidungsstücken, Frisuren, Posen, Hintergründen und Beleuchtungsarten habt ihr nun die Qual der Wahl, welches Foto es auf eure Bewerbung schafft.

Till Tauber, Bewerbungsschreiber

Das sind die Tabus bei Bewerbungsbildern:

"Bewerbungsbilder, die mit dem Smartphone inklusive Blitz schief abfotografiert und auf dem Lebenslauf platziert wurden – im Prinzip alles, was Nachlässigkeit, Desinteresse und schlechte Qualität widerspiegelt.

Ein Outdoorbild ist dann in Ordnung, wenn man sich als Kanulehrer oder Guide bewirbt, ansonsten deplatziert.

Wichtig ist auch, keine völlige Abweichung von dem derzeitigen Ist-Zustand zu zeigen oder verkrampfte Posen einzunehmen, etwa mit den Händen unter dem Kinn. Abzuraten ist ebenfalls von Bildern, auf denen noch andere Menschen, Haustiere oder Möbel in Privaträumen zu sehen sind.

Von Bewerbungsfotos, bei denen der Blick nach oben, unten oder zur Seite zeigt, rät des Weiteren jeder gute Bewerbungsfotograf von sich aus mit Sicherheit ab."

Till Tauber,
Bewerbungsschreiber

Geht als erstes noch einmal unsere Checkliste durch und sortiert die Fotos aus, die nicht den darin genannten Kriterien entsprechen. Danach geht es einzig um die Wirkung des Bildes. Da man sich selbst auf Fotos meist nicht besonders gut gefällt, solltet ihr nicht auf eine Zweitmeinung verzichten. Fragt also Freunde, Familie oder Bekannte, welches Bild sie am passendsten für eure Bewerbung finden. Noch besser wäre es, wenn ihr Leute fragt, die euch nicht persönlich kennen, da ihr Blick auf eure Fotos viel unvoreingenommener ist. Wenn ihr keine Angst vor direktem – und eventuell negativem - Feedback habt, könntet ihr eure Bilder auch in einem passenden Internetforum hochladen.

Bewerbungsfotograf Max Niemann

Empfinden sich wirklich so viele Menschen als unfotogen? Warum ist das so?

MAGIX hat für euch bei dem Bewerbungsfotografen Max Niemann nachgefragt:
"Wenn ich einen Euro für jeden Kunden bekommen würde, der sich als unfotogen bezeichnet, hätte ich für jedes Bewerbungsshooting einen zusätzlichen Euro. Etwas überspitzt formuliert, aber Menschen neigen dazu, sich selbst für unfotogen zu halten. Das schreibe ich einerseits der Tatsache zu, dass man sich selbst meist nur im Spiegel sieht und so der Bildeindruck auf Fotos einmal gedreht ist. Darüber hinaus sieht man sich selbst kaum lächeln (oder grinst ihr euch regelmäßig im Spiegel an?), was aber zu einer veränderten – und damit ungewohnten – Gesichtsform und -proportion führt. Wie dem auch sei: Behaltet im Hinterkopf, dass ein Bewerbungsfoto auch nur ein kleiner Bestandteil eurer Gesamtbewerbung ist. Wenn der Rest Ihrer Bewerbung zu 100% überzeugt und ein Unternehmen euch nur wegen eures Fotos ablehnt, ist das vielleicht auch ein Unternehmen, in dem man nicht unbedingt arbeiten möchte, oder?!"

Tipps für die optimale Nachbearbeitung

Max Niemann, Fotograf

"Ästhetisieren, nicht verfälschen!"

Max Niemann,
Fotograf

Bei der Nachbearbeitung eures Bewerbungsfotos solltet ihr euch an das Motto von Profi-Fotograf Max Niemann halten: "Ästhetisieren, nicht verfälschen!" Bleibt euch selbst treu und verzichtet auf zu viele nachträgliche Korrekturen. Kleinigkeiten wie auffällige Hautunreinheiten, rote Flecken, Augenringe oder Falten in der Kleidung könnt und sollt ihr selbstverständlich wegretuschieren. "Derlei tagesformbedingte Kleinigkeiten haben im Bewerbungsfoto nichts zu suchen", erklärt Niemann. Anders sieht es allerdings mit permanenten Merkmalen aus, die im Berufsalltag zu sehen sein werden. Muttermale und Narben, aber auch Piercings und Tattoos gehören also ins Bild. Lediglich, wenn diese durch Beleuchtung oder Haltung zu stark akzentuiert werden, solltet ihr den Kontrast zum Umfeld nachträglich etwas reduzieren, rät der Fotograf.

Auch bunt gefärbte Haare solltet ihr laut Niemann auf dem Bild nicht verstecken. Zumindest dann nicht, wenn ihr vorhabt, sie längere Zeit so zu tragen. Nutzt in diesem Fall also beispielsweise keinen Schwarz-Weiß-Filter, da es ansonsten im Vorstellungsgespräch zu einem unschönen Überraschungseffekt kommen könnte.

In puncto Nachbearbeitung solltet ihr euch also merken, dass weniger mehr ist und auf zu viel Retuschieren und Korrigieren verzichtet werden sollte – vor allem übrigens auf Weichzeichnung oder zu starke Augenretusche, empfiehlt Niemann.

Kleinere Hautunebenheiten und störende Elemente im Hintergrund können problemlos retuschiert werden.

Kleinere Hautunebenheiten und störende Elemente im Hintergrund können problemlos retuschiert werden.

Dr. Bernd Slaghuis, Karrierecoach

"Wem seine Tattoos oder auffälligen Haare wichtig sind, weil Sie Teil dieses Menschen und vielleicht auch Ausdruck seiner Persönlichkeit sind, dann finde ich es falsch, es auf dem Bewerbungsfoto zu vertuschen. Wie bei allen Ecken und Kanten gilt jedoch auch hier: Passen sie für den Arbeitgeber nicht, ist der Bewerber wahrscheinlich raus. Doch dann wäre auch die Fahrt zum Vorstellungsgespräch Zeitverschwendung. Wer sich als Kundenberater für vermögende Privatkunden bei der Deutschen Bank bewerben möchte, dem dürfte klar sein, dass er mit einem Nasenpiercing oder dem auffälligen Tattoo am Hals ziemlich sicher auch heute noch keine Chance hat."

Dr. Bernd Slaghuis,
Karrierecoach

Um euch in die Geheimnisse der Bildbearbeitung einzuweihen, ist hier leider nicht genug Platz. Alle Tipps rund um das Thema und wie ihr das richtige Fotobearbeitungsprogramm findet, haben wir aber hier für euch zusammengetragen.

Schwarz-weiß oder in Farbe?

Wenn ihr euch nun fragt, ob ein Schwarz-Weiß-Filter grundsätzlich gemieden werden sollte, dann können wir euch beruhigen. Bei vielen Personalern kommen Schwarz-Weiß-Bilder gut an, weiß der Fotograf Max Niemann: "Der (Nicht-)Farblook gibt dem Bild mehr Tiefe und mehr Charakter."

Schaut am besten gemeinsam mit Freunden oder Verwandten, ob ihr in Farbe oder in Schwarz-Weiß besser wirkt und behaltet dabei auch die Stelle, für die ihr euch bewerbt, im Hinterkopf: „Bewerber sollten überlegen, was ihnen persönlich gut gefällt und auch einbeziehen, für welche Positionen bei welchen Arbeitgebern sie sich bewerben. Für den Vorstand der Versicherung wirkt schwarz-weiß und quadratisch womöglich gut, für den Social-Media-Manager bei der Werbeagentur kommt bunt und Querformat vielleicht gut an“, berichtet Karrierecoach Dr. Bernd Slaghuis.

Schwarz-weiße Bewerbungsbilder wirken seriöser, farbige frischer und lebendiger.

Schwarz-weiße Bewerbungsbilder wirken seriöser, farbige frischer und lebendiger.

Wenn eure Wahl auf Schwarz-Weiß gefallen ist...

solltet ihr unbedingt beachten, dass die Farbkontraste wegfallen und nur die Helligkeitskontraste übrig bleiben. Deshalb ist es nötig, dem gesamten Bild mehr Kontrast zu geben. Max Niemanns Profi-Tipp: Eine leichte Erhöhung der Belichtung um 1/3 EV und eine separate Aufhellung (und Kontrasterhöhung) im Gesicht.

Bild digital einfügen oder drucken lassen?

Heute werden die meisten Bewerbungen digital eingereicht – entweder per E-Mail oder direkt über ein Onlineportal. Hier müsst ihr euch natürlich keine Gedanken darüber machen, ob und wie das Bild gedruckt und einklebt werden soll. Wichtig ist jedoch, dass ihr kein eingescanntes Foto in die Bewerbung einfügt: Die digitale Originaldatei ist qualitativ hochwertiger und deshalb stets zu bevorzugen. Als gängiges Speicherformat für das Foto gilt übrigens JPEG.

Wird ausdrücklich eine Bewerbung auf postalischem Wege gefordert, dann habt ihr zwei Möglichkeiten:

Variante 1: Bild beim Fotoservice ausdrucken lassen

Ihr könnt euer selbstgemachtes Bild bei einem Online-Fotoservice hochladen und euch die Abzüge im passenden Format per Post nach Hause oder aber kostenlos in eine Filiale des Anbieters schicken lassen. Ebenso könnt ihr euer Bild auf einem USB-Stick abspeichern und damit direkt in einen Fotoladen in eurer Nähe gehen, um das Bild dort drucken zu lassen. Auch Drogerien und Kaufhäuser bieten diesen Service mittlerweile häufig an. Für vier Abzüge auf hochwertigem Papier müsst ihr mit circa 2-3 Euro rechnen.

Variante 2: Bild selber ausdrucken

Wenn ihr euer Bild selbst ausdrucken möchtet, benötigt ihr einen professionellen Fotodrucker. Achtet beim Kauf unbedingt auf eine hohe Auflösung - andernfalls werden eure Bilder nicht klar genug. Deshalb eignet sich auch ein herkömmlicher Drucker in den meisten Fällen nicht für den Fotodruck. Auch bei der Papierwahl solltet ihr auf höchste Premiumqualität achten. Sowohl der Drucker als auch das Papier haben ihren Preis: Bei ersterem fallen in etwa 100-200 Euro, bei letzterem ca. 10-20 Euro für 100 Bögen an.

Diese 4 Tipps solltet ihr bei der postalischen Bewerbung beachten

1. Lasst euer Bild auf hochwertigem Papier drucken und sorgfältig zuschneiden (oder übernehmt diese Schritte selbst).

2. Schreibt auf die Rückseite des Fotos euren Namen, damit es euch zugeordnet werden kann, falls es aus der Bewerbung fällt. Achtet dabei darauf, dass die Schrift nicht durch drückt – ein dicker Filzstift wäre also ungeeignet.

3. Befestigt das Bild am besten mit passenden Fotoklebestreifen auf eurem Lebenslauf oder Deckblatt.

4. Geht präzise vor und vermeidet Fingerabdrücke oder Knicke! Ansonsten werden euch  Personaler für unsorgfältig halten! Die Bewerbung ist schließlich die erste Arbeitsprobe, die sie von euch zu sehen bekommen. Deshalb ist höchste Professionalität angesagt!

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Checkliste

Ein großer Dank gilt neben den Experten, die sich viel Zeit für die Beantwortung unserer Fragen genommen haben, auch unseren "Models" Felix, Johannes, Diep Anh und Hani.