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Artist Interview: Garry King

”Do you want to be a wave maker or a wave rider? Willst du Wellen schlagen oder nur auf ihnen reiten?“ Diese Worte haben nicht nur Drummer und Producer Garry King geprägt, sondern gelten auch in der Kreativ-Branche als Erfolgsrezept.

King stammt aus England und hat unter anderem mit Gitarrenlegende Jeff Beck und dem ehemaligen Frontsänger von Deep Purple, Joe Lynn Turner, zusammengearbeitet. Über die Jahre hinweg hat er sich in seinem eigenen Studio auf das Drum Recording spezialisiert und benutzt dafür Samplitude Pro X2.

Steckbrief: Garry King

England, 1965 – 2000:

  • In England geboren, begann King bereits im Alter von 9 Jahren Musik zu machen.

U.S.A., 2000 – 2005:

  • Garry startete im US-Bundestaat New-Mexico das Projekt „Making it Count“, welches Zuverlässigkeit und Arbeitsethik am Beispiel der Musik an Jugendliche vermittelt. Hingabe, Leidenschaft und Wertschätzung des Arbeitsaufwands sind Schlüsselwerte, die dort geschult wurden.

Frankreich, 2005 – heute:

  • Studioarbeit und Sessions für andere Künstler.
  • Gründung seiner eigenen Produktionsfirma La Foret Groupe.
  • Tournée mit Joe Lynn Turner in Süd-Amerika 
  • Arbeit als Drummer bei Achillea und für Darkyra Black, eine Gothic Metal Sängerin.
  • Zusammenarbeit mit Mike LePond, Bassist der amerikanischen progressiven Metal Band, Symphony X.

https://soundcloud.com/magixofficial/sets/garry-king-audiosamples

„Es ist so wichtig an der eigenen Musik zu arbeiten und deine Vision mit anderen zu teilen.“

 

Wie bist du dazu gekommen in deinem eigenen Studio Musik zu produzieren?

Dank meines Freundes Rick Hale, dem Grammy nominierten Produzenten und Songwriter, habe ich damit begonnen, anderer Leute Musik zu produzieren. Nachdem ich schon jahrelang Schlagzeug gespielt und Ideen für andere Projekte beigesteuert hatte, schlug er vor, dass ich mir ein Studio einrichte. Nicht nur, um Aufnahmen zu machen, sondern auch um andere Musiker bei ihren Sessions zu beraten und als Produzent auf meine Erfahrungen und mein Hintergrundwissen zurückzugreifen.

Dank des Internets, Rat von anderen Musikern und eigenen Nachforschungen, habe ich sehr schnell gelernt. Ich glaube, ich hatte auch schon immer ein gutes Paar Ohren. Es wurde schnell eine Leidenschaft zu schauen, was andere Musiker mir schickten und wie ich meinen Teil zu ihren Ideen beitragen könnte.

Worauf hast du am meisten Wert gelegt, als du dein eigenes Studio aufgebaut hast?

Ich hatte das Bedürfnis nach einem Ort, der sich gemütlich und cool anfühlt. Ich wollte einen einladenden Ort schaffen, der mir vermittelt: „Hier gehörst du hin!“ Wir leben in einer großen, restaurierten Scheune auf dem Land, also sind Lärm und Nachbarn kein Problem. Ich habe einen recht großen Regieraum und einen großen Raum für die Drums, den ich anpassen kann, um entweder einen authentischen Live Sound oder einen dichteren Klang zu erzeugen, je nachdem, was die Kunden wollen.
Ich habe die Räume alle selbst gebaut, mit Hilfe von professionellen Freunden aus dem Business. Die Ausstattung ist recht simpel, aber sehr effektiv.

Auch mein Equipment ist eigentlich recht simpel. Ich nutze einen Windows 7 PC mit der Samplitude Pro X2 Suite. Ich habe ein KRK Monitoring System, ein Phonic 16 Input Analog auf Digital Interface/Board mit einer Reihe Grace Design M101s, hauptsächlich für Bassdrum und Snare (Insgesamt nicht sehr fancy, aber es hat seinen ganz eigenen Klangcharakter, wie mir gesagt wurde.). Außerdem nutze ich diverse Interfaces wie Presonus und ein Mackie Control Surface. Ich arbeite nur „In The Box“ d.h. ich benutze hauptsächlich VST’s wie Waves SSL, CLA, The Oxford Suite, einige Steven Slate`s, Jack Joseph Puig Drums, Drumagog 5 und natürlich MAGIX‘ hauseigene VST‘s wie die essentialFX und den Vandal Gitarrenverstärker. Ich versuche mich auf einige wenige zu beschränken und diese auszuschöpfen, anstatt viele verschiedene zu verwenden, von denen ich nicht mal genau weiß, was sie eigentlich tun. Für die Aufnahmen nutze ich CAD und AKG Mikrofone. Den Studiocomputer steuere ich vom Schlagzeug aus über einen Mini-Laptop und VNC viewer fern.

Denkst du, jeder Musiker sollte lernen seine Musik selbst zu produzieren?

Auf jeden Fall! Es ist so wichtig an der eigenen Musik zu arbeiten und deine Vision mit anderen zu teilen; die eigene Musik anderen Produzenten/Musikern zu zeigen. Auch wenn es zu Beginn nur einfache Demos sind, die man aufnimmt, um die Ergebnisse festzuhalten.


Beeinflusst deine Arbeit als Studiomusiker und Produzent die Art, wie du heute selber Musik machst?

Ja. Ich habe früher immer von der Perspektive der Band aus auf die Musik geschaut und mache das immer noch manchmal. Aber heute achte ich vor allem darauf, ob ein Song Chancen auf Airplay hat.

„Könnte das im Radio laufen und kommerziell erfolgreich sein?


Das ist einer der wichtigsten Punkte. Es ist großartig zu schauen, was man künstlerisch zu einem Song beitragen kann. Aber wenn dieser Track kein großes Publikum anspricht und nicht im Ohr bleibt, weil ihn nichts besonders macht, dann wird er keinen Erfolg haben.

“Samplitude ist wie eine unerschöpfliche Box voller Überraschungen“


Hast du spezielle Tricks für die Schlagzeugaufnahme?

Üblicherweise nutze ich 16 Mikrofonspuren für meine Aufnahmen, inklusive meiner Raum- und Overhead-Mikros. Aber das kann ich bei Bedarf natürlich auch reduzieren. Ich nutze viele kleinere Trommeln, Toms etc., die sehr gut klingen. Aber in erster Linie ist natürlich die Platzierung der Mikrofone wichtig.

Die Pre-Amps drehe ich auf mittlere Lautstärke, so dass sie nicht zu stark herausstechen, aber mir zuarbeiten. Ich normalisiere keine der Tracks, ehe die Session fertig und abgenommen ist, für den Fall, dass ich noch mal zurück gehen und etwas anpassen muss. Das kann auch mal ein paar Tage später passieren. Alle meine Drums gruppiere ich zu einzelnen Sub Mix Bussen, z.B. die Toms, Bassdrum, Snare oder Becken. Die sende ich dann an zwei Main Aux Bussen: Drum Ex Comp für zusätzliche „Aggression“ und Drum Room für extra Raumwirkung.

Ich spiele alle Songs immer in einem Take von Anfang bis Ende ein. Das heißt, ich verbringe viel Zeit mit der Vorbereitung und studiere die kompletten Tracks ein. Ihr werdet keinen Chorus finden, der jedes Mal gleich klingt. Kleine Variationen sind das, was echte Musik ausmacht. Heutzutage wird leider viel zu oft der gleiche Part kopiert. In dieser Hinsicht bin ich old school.

Was können Samplitude-Nutzer von dir lernen? Benutzt du Methoden wie Sinus Trigger oder Drum Replacement? Wie beeinflussen diese deinen Sound?

Ich glaube, dass jeder, der in die Musikproduktion einsteigt, seine Fähigkeiten mit einer herausragenden DAW entwickeln kann. Samplitude ist wirklich einfach zu verwenden, aber du musst trotzdem einige Arbeit hineinstecken, um das Ergebnis zu erzielen, das du willst. Die Audio Engine ist der Hammer! Du kannst den Unterschied wirklich hören! Ich habe schon vielen Leuten erzählt, dass eure Software das Editing meiner Drum Sessions von einem arbeitsreichen, einsamen Job in pure Freude verwandelt hat. Allein dafür ist es schon großartig! Ehe du überhaupt angefangen hast, das Potential von Mixing und Mastering auszuschöpfen. Ja, ich benutze Drum Replacement. Hauptsächlich für Bassdrum, Snare und Stand-Tom. Ich ersetze diese aber nicht einfach, sondern mische den Sound mit meinen eigenen Samples oder Stock Samples. Das hängt davon ab, ob wir etwas Radikales schaffen oder dem Ganzen ein paar Ecken verpassen wollen. Besonders auf den Aufnahmen der Stand-Tom schleichen sich oft Becken mit ein, die den Sound stören. Das lässt sich reduzieren, indem ich die Aufnahme mit einem Sample überblende. Insgesamt bin ich aber sehr bemüht, den Gesamtsound so authentisch wie möglich zu halten. Als Mixer und Tour Drummer glaube ich, dass unsere Aufnahmen immer diesen gewissen Live Sound transportieren; das gewisse Band Feeling.

 

”Es ist so schade, dass viele Leute heutzutage originelle Musik und Songs verpassen.“

 

Wo findest du Inspiration für deine Musik?

Die finde ich überall! Ich höre mir alles Mögliche an Musik an, auch wenn ich kein großer Fan davon bin. Einfach nur um zu sehen, welche Schwingungen bei mir ankommen und wie es gestrickt ist. Alles von Metal über Pop, Country und R’n’B bis zu Rap. Es gibt so viel, was du beim ersten Anhören verpasst! Musik eine zweite Chance zu geben, kann sich deshalb wirklich lohnen. Es ist so schade, dass viele Leute heutzutage originelle Musik und Songs verpassen. Es kommt vor, dass ich mir die Musik, die wir produzieren, anhöre und fast in Tränen ausbreche bei dem Gedanken: „Wow! Das haben wir geschaffen!“ Das ist, was inspirierende Musik in dir auslösen kann. Wir alle wollen einfach Musik machen und daran arbeiten und keine Superstars sein.


Welcher Schlagzeuger inspiriert dich am meisten?

Das ist eine harte Nuss! Ich gebe euch meine Top 5:

  •     Rock/Fusion: Rod Morgenstein (Winger, Dixie Dregs, Jazz is Dead)
  •     Old school: Ginger Baker (Cream)
  •     Groove/Pop: Jon Fariss (INXS)
  •     Power House Stadium: Mel Gaynor (Simple Minds)
  •     Studio Session Master: Geoff Dugmore (The Europeans; Nennt einen beliebigen Independent Titel, er ist dabei!)

Ich liebe so viele Schlagzeuger aus verschiedenen Genres, wie zum Beispiel Aaron Spears oder Mark Schulman. Aber die oben genannten fassen es ganz gut zusammen. Ich bin ein riesiger Gitarren-Fan. Deshalb beziehe ich eigentlich viel mehr Inspiration von Gitarristen und arbeite auch sehr eng mit ihnen bei der Entwicklung meiner Grooves zusammen.

 

“Denkt daran, dass das unser Geschäft ist und kein Spiel.”

 

 Welchen Tipp würdest du jungen Musikern geben, der auch dir als junger Mann geholfen hätte?

Wo soll ich anfangen?! Zuerst einmal: Hört auf die Leute, die euch schon voraus sind. Saugt alle Informationen auf, die ihr bekommen könnt. Und was immer ihr auch macht, bleibt authentisch. Lernt von dem, was ihr liebt, aber macht es zu etwas Eigenem. Erschafft statt zu kopieren.

Am wichtigsten aber: Denkt daran, dass das unser Geschäft ist und kein Spiel. Wenn ihr arbeiten wollt, müsst ihr euch anstrengen und nach draußen gehen! Ein guter Freund von mir hat das mal gut zusammengefasst: „Do you want to be a wave maker or a wave rider?“ Ich denke ihr versteht, was ich meine. Wenn ihr etwas wollt, dann legt euch ins Zeug, um es selbst zu erreichen. Wartet nicht darauf, dass jemand anderes es für euch macht und ihr einfach an Bord springen könnt.


Gibt es etwas, von dem du wünschst, dass du es schon früher gewusst hättest?

Ja, ich hätte gerne früher gewusst, wieviel harte Arbeit man in die Eigenwerbung stecken muss. Wir hatten früher nicht ansatzweise die Möglichkeiten uns selbst zu promoten, wie es heute der Fall ist. Ich musste einige Male stolpern bei dem Versuch mich und meine Musik bekannt zu machen. Heute schaut uns plötzlich die ganze Welt dabei zu. Ohne Eigenwerbung hast du nichts. Und ich rede nicht über gekaufte „Likes“ und „Plays“ auf diversen Social Media Seiten, sondern davon, die richtigen Leute mit deinem Produkt zu erreichen. Unsere Industrie war immer schon hart, heute noch mehr als je zuvor. Aber gleichzeitig hat uns das Internet viele Möglichkeiten eröffnet, über unsere Musik zu reden, uns zu vermarkten und es ist sehr leicht geworden, andere kreative Menschen zu treffen.


Du hast schon mit Gitarrenlegende Jeff Beck und Deep Purple Sänger Joe Lynn Turner zusammen gearbeitet. Waren das deine persönlichen Highlights in deiner Musikkarriere?

Ich hatte schon einige großartige Gelegenheiten mit tollen Musikern zusammenzuarbeiten – alte und neue. Die Zusammenarbeit im Studio mit Jeff Beck wird aber eine Erfahrung bleiben, die ich niemals vergesse. Es liegt eine Weile zurück, damals, als ich noch in Großbritannien gelebt habe. Aber es war das Beste! Ich bin völlig verrückt nach Gitarren, ihr könnt euch also vorstellen, wie cool das für mich war. Jeff ist ein total lässiger, netter Kerl und du erfasst ihn nur richtig, wenn du mit ihm im selben Raum bist. Er schafft es, dir das Gefühl zu vermitteln, dass du genau so wichtig bist wie er. Aber es war keinesfalls so, dass er gezielt mit mir zusammenarbeiten wollte. Ich musste das selber möglich machen und es hat eine Weile gedauert. Aber so ist das eigentlich mit fast allem, was ich bis heute gemacht habe. Ich muss selber dafür sorgen, dass Sachen passieren, wie z.B. die Zusammenarbeit mit Joe Lynn Turner. Ich habe ihn kontaktiert und ihm einige Ideen vorgestellt, die er zum Glück mochte. Zusammen mit einem Freund habe ich dann 2009/2010 zwei Südamerika-Tourneen auf die Beine gestellt. Aber wir mussten die ganze Vorarbeit leisten, um es überhaupt möglich zu machen. Das gibt dir ein echtes Erfolgsgefühl.

Immer unser Bestes zu geben ist so ein wichtiger Teil des ganzen Geschäfts. Gebt niemals auf und sucht immer nach Möglichkeiten, euch selbst und eure Musik zu zeigen und andere mit eurem Talent zu inspirieren.

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