11. Juli 2018

Künstlerportrait: Pawel Piatek

Pawel Piatek ist ein britischer Kunstfotograf, der am besten als experimenteller Visualist beschrieben werden kann und dessen Kunst die Grenzen von DSLR-Fotografie und Videografie austestet. Neben seiner Arbeit mit Autoren, Verlagen und unabhängigen Musikern, wurden seine Kunstwerke in über 20 Ländern veröffentlicht.
Piatek arbeitet weiterhin als Produzent für das Indie-Drama „Dead Bodies“ und entwickelt ein Konzept für seinen ersten Thriller.

Kannst du uns erzählen, was dich zur visuellen Kunstform gezogen hat und wie du als Künstler angefangen hast?

Ich war schon immer sehr kunstinteressiert, vor allem an italienischen Renaissance Gemälden, Surrealismus und Film. Ich habe angefangen Fotos mit einer 35mm SLR-Kamera aufzunehmen. Zu der gleichen Zeit begann ich auch mit dem Herumexperimentieren mit Film-Camcordern für diverse Kurzfilme. Mit der Einführung von DSLR habe ich mich dann komplett auf Fotografie fokussiert, da es etwas Neues und Aufregendes war. Irgendwann widmete ich mich wieder der Videografie, als DSLR-Kameras günstiger und leichter erhältlich wurden. Von diesem Moment an war ich gefesselt und lernte das Medium genau kennen. Dafür habe ich mir viele Musikvideos angeschaut und erste Schritte im digitalen Editing gemacht.

Durch deine Videokompositionen, sind wir auf dich aufmerksam geworden. Du arbeitest aber auch als Fotograf – mit welchem Medium identifizierst du dich eher?

Bis vor kurzem, war die Aufteilung zwischen Fotografie und Video so bei 80/20. Jetzt liegt mein Fokus bei Video. Ich werde vermutlich nicht mit Fotografie aufhören, aber will mich aus diesem  Bereich etwas zurückziehen und Distanz gewinnen. So kann ich mich auf meine persönliche Arbeit konzentrieren und nur bei wirklich aufregenden Fotoprojekten mitwirken, die als Print, Editorial, Buch oder Alben-Cover veröffentlicht werden. Das gibt mir mehr Zeit an meinen wenigen Videoprojekten zu arbeiten, die in verschiedenen Entwicklungsphasen sind.

Wie würdest du jemandem deine Kunst beschreiben, der diese zum ersten Mal sieht?

Verträumt, ausgefallen und oft surreal, mit stetigem Einsatz von Handkameras, um eine realistische Ästhetik zu schaffen. Dann kommt Kinetik ins Spiel, abgehacktes Editing mit hoher Farbsättigung und natürlichem Licht. Komplexe, sich überlappende Storylines und hauptsächlich eine nicht-lineare Struktur. Settings sind meistens in heruntergekommenen Locations und verlassene Ruinen, kombiniert mit dunklem Soundtrack oder seltsamen Klängen.

Siehst du deine Videos als Filme oder Videoinstallationen an? Und wie definierst du diese Begrifflichkeiten?

Ich würde sagen als Filme. Videoinstallationen sehe ich eher als lineare Stories bei denen der Zuschauer eine aktivere Rolle spielt und, wie der Charakter im Film, ein Teil des Plots wird.

Wenn man sich deine Arbeiten anschaut, bemerkt man thematische Elemente, die dir wichtig sind – Fashion, physische Formen und die Beziehung zwischen Subjekt, Umgebung und Einsamkeit. Was hat dich bewogen, dich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen? Welche Gefühle möchtest du bei deinem Publikum auslösen?

Ich habe es schon immer geliebt, Fashionfilme und Musikvideos zu sehen – und daher kommt die meiste Inspiration. Ich präferiere es mit realen Personen an einem realen Ort und Set zu arbeiten. Ich bin kein großer Fan von Greenscreen und komplizierten digitalen Effekten. Idealerweise haben die Leute im Publikum eine enigmatische Erfahrung, wenn sie meine Videos sehen – mit einer verpuzzelten Geschichte, die beim Zuschauen immer wieder neu konstruiert werden muss. Vielleicht funktioniert das noch nicht so, das ist aber, wo ich meine Videos gern hinführen möchte. Momentan arbeite ich gern mit einem kleinen Cast und sporadischen Sprechparts, da ich glaube, dass ich so mehr Kontrolle über das Projekt habe und es ihm ebenso Rätselhaftigkeit verleiht.

Du nutzt stylistische Elemente, um diese Themen zu übermitteln. Du spielst oft mit Playback-Geschwindigkeiten und Richtung herum sowie Color Grading, Filtern und Audio. Kannst du uns erklären, was du damit erzielen möchtest?

Ich liebe Spannung in Videos. Ich versuche das Publikum dazu zu bewegen, das ganze Stück bis zum Ende zu schauen. Wobei das Ende oft nur einen Anti-Climax darstellt oder keine reale Erklärung bzw. Lösung bietet. Ich glaube, dass solche Enden einen dazu bewegen Videos, immer und immer wieder zu sehen, um herauszufinden, was man vielleicht nicht mitbekommen hat. Das ist heutzutage sehr üblich in Fashionfilmen.

All deine Filme sind sehr intim – fast schon suchend nach der inneren Seele. Ich würde fast sagen, dass es etwas Religiöses in diesen Videos gibt. Liege ich mit dieser Annahme falsch?

Ich entdecke mich immer noch selbst irgendwo zwischen komischen und unbekannten Plätzen, die nicht unbedingt düster und depressiv sind, sondern die entdeckt werden möchten und unterschwellig Religiöses mit sich tragen. Es gibt immer eine Art Verbindung zu Glauben und Rätseln in meinen Videos. Ich entwickle mich aber noch und probiere verschiedene Dinge aus.

Was kannst du uns zu technischen Elementen und Software-Effekten erklären, die du für diese Art Stimmung nutzt?

Ich filme am meisten mit der Nikon DSLR. Dann editiere ich mit Mac und PC – das hängt aber von verschiedenen Dingen ab. Bezüglich der Effekte: ich nutze verschiedene Schnitte, seltsame und unübliche Farbgebungen und spiele mit der Videogeschwindigkeit herum, bis ich das Resultat habe, welches mir gefällt.

Wie sieht dein Set-Up aus? Welche Software nutzt du?

Den ersten Schnitt sowie die Selektierung des richtigen Footages mache ich auf Mac mit iMovie. Dann wird das Material zum PC transferiert, um dann weiter mit MAGIX zu arbeiten.

Der Transfer kann manchmal schwierig sein, aber du lernst aus deinen Fehlern. Bei seltenen Gelegenheiten nutze ich DaVinci für das Coloring, aber das ist immer anders. Die Hauptarbeit ist generell mit MAGIX gemacht.

Du hast mit MAGIX Video deluxe angefangen und bist dann zu Video Pro X gewechselt. Was gefiel dir an Video deluxe und welche speziellen Feautures und Funktionen nutzt du am meisten?

Es gibt viele Features, die ich mag. Durch verschiedene Recherchen in der Vergangenheit bin ich auf Video deluxe aufmerksam geworden und ich fand, dass dies die beste Software war, die zu meinen Anforderungen passte. Ich nutze PC viel mehr als Mac für die Videobearbeitung. Ich nutze viel Frame-by-Frame Editing, welches sehr zeitaufwändig ist. Dies war aber das Hauptfeature, als ich die neue Software austestete. Ich habe viele andere Programme über die Jahre probiert, aber MAGIX ist eindeutig mein Favorit.

Jetzt wo du Video Pro X nutzt: verspürst du mehr Freiheit bei der Umsetzung deiner künstlerischen Ideen? Welche Features nutzt du hier sehr gerne?

Das neue Color Grading, die Farbkorrektur sowie NewBlue Looks ersparen dir eine Menge Zeit und das macht alles etwas einfacher und schneller. Video Pro X gibt dir auch mehr Optionen zum testen, um mit verschiedenen Looks zu experimentieren. Die Exposure-Features sind sehr ähnlich zu Photoshop, womit ich mich sehr gut auskenne. Das und Multi-Cam-Editing sind meine Favoriten. Wie eingans erwähnt, die Möglichkeit präzise Frame-by-Frame zu arbeiten – das ist genau mein Ding.

Auf welches Projekt bist du am stolzesten und wieso? Hast du dadurch etwas über dich selbst als Künstler erfahren?

Das wäre „Dark Empty“,  welches eines meiner Lieblingsvideos ist in dem ich viele verschiedene Editing-Optionen und Techniken benutzt habe. Da habe ich vieles gelernt und entdeckt. Du kannst ähnliche Effekte vor allem in „My Familiar“ sehen. Aber „Dark Empty“ mag ich wirklich sehr, da ich das dort Dazugelernte in meinen späteren Videos eingesetzt habe. Bei „Dark Empty“ habe ich auch mit vielen Soundtracks experimentiert bevor ich auf den gestoßen bin, den ich aktuell nutze und der, denke ich, sehr gut passt. Wenn du also geduldig und fokussiert an das herangehst, was du schaffen möchtest, dann kann das finale Resultat genauso toll und erfüllend sein. Aber natürlich musst du ein gutes Stück Zeit investieren, Recherchen für den richtigen Soundtrack zu machen. Das ist sehr hilfreich für Fashionfilme.

Welchen Herausforderungen, die du als wichtig für deine Arbeit siehst, versuchst du dich als Künstler zu stellen?

Ich habe in der Vergangenheit ein paar kommerzielle Projekte gemacht, aber diese Art Videos oder Fotos kommen nicht auf meine Webseite oder meinen Vimeo Kanal. Dies liegt daran, dass der künstlerische Mehrwert nicht so hoch ist als dass ich es gerne zeigen möchte und außerdem spiegelt es nicht meinen Stil wider. Also versuche ich jetzt nur noch kommerzielle Projekte zu machen, wenn ich darin auch meinen Stil wiederfinde.

Nutzt du deine künstlerischen Fähigkeiten auch für private und kommerzielle Zwecke? Inwiefern musst du hierbei deine Rolle als Künstler und dessen Perspektive ändern? Profitiert deine persönliche Kunst auch von diesen Jobs?

Bei kommerziellen Klienten ist es etwas schwierig diese von deinem bestimmten Stil, Editing und Vision zu überzeugen. Ich finde es sowohl bei der Fotografie als auch Videografie schwer. Außerdem musst du sehr konsistent und dir selbst treu sein, sonst kannst du es gleich sein lassen. Bei Fashionfilmen, vielen Musikvideos und Kunstfotografien ist es relativ, einfach deine Vision zu übermitteln, sodass ich meistens diese Aufträge auswähle. Vor einiger Zeit bin ich einfach in jedes Projekt hineingesprungen, das sich bot. Aber mit der Entwicklung meiner Fähigkeiten sowie meiner Erfahrung, wurde ich auch wählerischer. Natürlich müssen wir uns gegenüber unseren Auftraggebern verantworten, aber alles ist letztendlich eine persönliche Entscheidung.

Welche Projekte stehen bei dir demnächst an?

Mein Freund Jarek von Meinhof Films und ich sind fast damit fertig unseren ersten Low-Budget Indie-Film zu veröffentlichen. „Dead Bodies“ heißt er und dort bin ich Produzent und helfe mit dem Editing, vor allem Color Grading. Mein letztes Kurzfilmprojekt „In the Void“ kann hier auf Vimeo (https://vimeo.com/pawelpiatek) angesehen werden. Ich entwickle auch ein Konzept für mein erstes Featuring mit dem Arbeitstitel „I Die“. Wir hoffen damit Ende des Jahres bzw. Anfang 2018 in die Vorproduktionsphase gehen zu können. Ich möchte dieses Jahr nicht zu viel Zeit in Videos investieren, nur ein oder zwei. Das Promo-Shooting für „I Die“ ist meine Priorität und das kostet sehr viel Zeit und Hingabe. Aber natürlich sage ich niemals nein zu interessanten Fashionfilmen oder Musikvideo-Konzepten, wen sich die Gelegenheit ergibt.

Wo kann man mehr Informationen über dich und anstehende Events finden?


  • Ich habe ein paar Accounts auf Social Media, aber vor allem Links auf meiner Website.
  • Mein Twitter-Account ist immer aktuell mit vielen experimentellen Videos und Fotos.
  • Mein Portfolio kann auf meinem Vimeo-Kanal eingesehen werden.
  • Wir danken Pawel Piatek für das spannende Interview.
  • Möchtet ihr auch Video Pro X für euer nächstes Videoprojekt verwenden?
  • Dann ladet euch die 30-Tage-Testversion herunter!

 

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