28. Januar 2022

10 Todsünden der Fotografie:
So geht’s nicht!

Fotografieren ist kinderleicht? Pustekuchen: Es kann erstaunlich viel schiefgehen. Wir zeigen Ihnen die zehn größten Foto-Fails – und wie Sie diese vermeiden können.

1. Nicht auf die faule Haut legen!
Wenn Sie nicht mitdenken, kann’s nichts werden

Knipsen kann jeder. Leider werden Motive dadurch komplett austauschbar: Immer wieder dieselben Gebäude und Aussichten fluten Instagram, Unsplash & Co. Egal ob Eiffelturm oder Empire State Building: Wer Wahrzeichen ablichtet, ohne einen Gedanken verschwendet zu haben, landet garantiert auf der Hitlist der langweiligsten Urlaubsfotos.

Erstes Fail ist deswegen die Einstellung des Fotografen: Wer sich nicht auf die Suche nach einer spannenden Location mit der einen, speziellen Perspektive macht und bereit ist, dafür auch anstrengende Wege zu gehen, wird mit schlechten Standard-Bildern bestraft.

Deswegen:

  • Fotolocations vorher aussuchen und sichten – und sich hinterfragen
  • Über Perspektiven und Blickwinkel nachdenken, bevor Sie loslegen
  • … und auch mal die Automatik-Funktion der Kamera hinter sich lassen, um spannendere Ergebnisse zu erhalten!

Der Lohn: Fotos, die so keiner hat. Und im Zweifel auch Erinnerungen, die nie verblassen.

2. Entspann Dich, Mensch!
Wenn Ihr „Model“ unnatürlich posiert

Menschen erzählen Geschichten, und die wollen sie in ihren Fotos festhalten: „Und hier sehen wir Thomas vor dem Elefantengehege …“ Doch halt: Was macht er denn da für eine Pose? Leidet er unter Rückenschmerzen oder muss er mal dringend auf die Toilette? Nein: Leider hat Thomas vor der Kamera jegliche Natürlichkeit verloren und verbiegt Arme, Beine und Körper in spastischen Verrenkungen. Schuld ist das „tote Auge“ der Linse.

Nun sind Sie gefragt:

  • Sprechen Sie mit Ihrem „Model“ natürlich weiter, etwa über die Blüten im Busch rechts von ihm oder die Vögel, die gerade über den Himmel ziehen. Lenken Sie es von der Linse ab.
  • Anweisungen helfen in den wenigsten Fällen, denn sie erhöhen den Druck und lassen das Model weiter verkrampfen. Nur sehr spezifische Hinweise helfen: etwa, dass sie flach ausgestreckte Handflächen oder Fäuste vermeiden sollen.

Mit anderen Worten: Verstecken Sie sich nicht hinter der Kamera, denn Fotos sind auch immer Kommunikation.

3. Wackel, knips, murks:
Wenn Sie beim Fotografieren Action wollen

Dann lautet unser Rat in aller Kürze: Lassen Sie’s. Bewegung ist beim Fotografieren einfach keine gute Idee. Ausnahmen wie Produktfotos von Autos bestätigen die Regel. Aber: Wer beim Fotografieren läuft, verwackelt seine Bilder unter Garantie. Kann manchmal kunstvoll wirken – ist meist aber ziemlich mies.

Daher drei einfache Regeln:

  • Beim Fotografieren stehenbleiben und festen Tritt suchen.
  • Halten Sie die Hände ruhig (auch wenn das vor Entzücken über das tolle Motiv manchmal schwerfällt).
  • Lassen Sie die Kamera noch ein, zwei Momente nach dem Fotografieren in Position – nicht, dass Ihr Motiv verwischt, weil Sie zu früh heruntergerissen haben.

Oder anders gesagt: In der Ruhe liegt die Kraft des guten Fotos.

4. Eine Frage der Perspektive:
Wenn Du Lebewesen nicht auf Augenhöhe begegnest

Und nein, wir reden nicht von Respekt – auch wenn Kommunikation wichtig ist (siehe Punkt 2). Sondern von der Perspektive beim Ablichten von Mensch und Tier! Besonders deutlich wird das bei Kindern: Fotografieren Sie im Stehen, wirken die Kleinen verloren und verzerrt – beispielsweise wirken ihre Köpfe unnatürlich groß. Andersherum sollten Sie beim Fotografieren der hochgewachsenen Verwandtschaft nicht unbedingt vom Boden aus draufhalten: Denn dann wirken die Personen übermächtig und riesig.

Als Faustregel nehmen Sie deshalb mit:

  • Gehen Sie beim Fotografieren immer auf Augenhöhe des Lebewesens gegenüber.
  • Auch bei Dingen kann ein „In-die-Hocke-Gehen“ Wunder wirken.

Gutes Fotografieren ist sozusagen auch ein Stück Gleichberechtigung.

5. Halt, bleib stehen!
Wenn Sie Ihren Motiven keinen Raum lassen

Wo wir schon bei Kindern sind: Manche Motive sind verdammt schwer zu greifen. Klar: Wir wollen Leben einfangen, und Leben ist Bewegung. Und das müssen wir als Fotografen vorhersehen: Wird der Vogel wegfliegen? Springt das Kind aus dem Bild? Kommt da gerade ein Auto und stört meine Komposition? Im Ergebnis können die dollsten Fehl-Schüsse passieren, wenn unerwartete Action im Bild passiert.

Doch es gibt eine einfache Lösung in zwei Schritten:

  • Achten Sie auf die Umgebung Ihres Settings: Wo können Türen und Fenster aufgehen, wo können Menschen durchs Bild spazieren – und wovon könnten sich die Menschen auf ihrem Bild ablenken lassen? Und dann: Kriegen Sie es in den Griff.
  • Und falls ihr Motiv selbst bewegungsfreudig ist: Geben Sie ihm Raum, damit es sich innerhalb Ihres Settings bewegen kann, ohne dass Sie es versehentlich anschneiden.

Dann brauchen Sie auch nicht mehr Ihrem Motiv nachzulaufen (siehe Punkt 3).

6. Absaufende Landschaften:
Wenn Sie Licht und Schatten nicht im Griff haben

Fotos bei Nacht sind schwierig? Auch bei Tag ist Licht nicht immer einfach! Direkte Sonneneinstrahlung lässt Gesichter und Gebäudefassaden im Halbdunkel absaufen, weil die Blende zumacht. Und bei Dunkelheit macht der Blitz alles fahl und zombie-haft. Der Friedhof der Fotografie ist überfüllt von farblosen Fehlschüssen.

Deswegen vertrauen Sie nicht nur auf die Automatikfunktion:

  • Nutzen Sie indirekte Lichtquellen an Stelle des direkten Blitzes. Wenn möglich, richten Sie den Blitz auf eine weiße Wand oder die Decke.
  • Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und fotografieren Sie tagsüber aus dem Schatten heraus.
  • Spielen Sie bewusst mit Blende und Belichtungszeit, um mehr oder weniger Licht einzufangen.

Trauen Sie sich! Herausforderndes Licht ist die ideale Gelegenheit, seine Kamera ausführlich kennenzulernen.

7. Bäume, die aus Menschen wachsen:
Wenn Motiv und Hintergrund ungesunde Symbiosen eingehen

Der Fotograf muss ein Multi-Talent sein: Er muss die Umgebung im Blick haben, ein Auge für Motiv und Winkel und gleichzeitig mit seinen „Models“ kommunizieren können. Ach ja, und eine Sache noch: Er sollte erkennen, wenn Motiv und Umgebung versehentlich auf dem Foto verschmelzen. Der Klassiker: Äste, die scheinbar aus Ohren wachsen, oder Brückenpfeiler, die durch Köpfe hindurch ragen. Manch einer macht das ja bewusst zum Sport, etwa, wenn man den schiefen Turm von Pisa umzudrücken scheint.

Sichten Sie deswegen Ihre Fotos schnell noch einmal nach dem Schießen – um solche groben Schnitzer direkt auszusortieren.

8. … wer hat den schönsten Rücken im ganzen Land?
Wenn der Spiegel das Motiv versaut

Wenn Sie mutig sind, suchen Sie mal im Internet nach „Spiegel Fail“ – die Ergebnisse wollten wir hier nicht einbinden. Zu irrsinnig sind die Fehltritte der Hobbyknipser, die einfach nicht auf ihre Umgebung geachtet und deswegen versehentlich schrecklich schöne Bilder von sich selbst, nackten Personen im Raum, ihrem faltigen Rücken oder anderen unliebsamen Aussichten gemacht haben.

Deswegen hier auch nur ein Satz: Vermeiden Sie Spiegel innerhalb Ihres Fotos. Um jeden Preis.

9. Was geht denn hier ab?!
Wenn das Bild vollkommen überfrachtet ist

Genauso wie Motive Raum für Bewegung brauchen, sollte dieser Raum auch größtenteils leer sein. Und genau das fällt vielen Fotografen schwer. Ist ja auch logisch: Meist will man mehrere Personen auf ein Bild bannen, und das am besten direkt vor dem Taj Mahal in voller Pracht. Ach, und die Vegetation rundherum war so schön, und der Brunnen zwischen Familie und Palast sollte auch zur Geltung kommen … willkommen beim Wimmelbild.

Ein gutes Foto erzählt eine Geschichte – mit Betonung auf „eine“. Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche, ansonsten überfordern Sie das Auge des Betrachters.

Achten Sie auf folgende Merkmale bei der Komposition:

  • Alles, was nicht zur „Story“ Bildes gehört, muss ausgeblendet werden.
  • Arbeiten Sie mit Perspektive, Schnitt und Tiefenunschärfe, um unliebsame Elemente auszublenden und den Fokus auf Ihr Motiv zu richten.

Weniger ist mehr – gilt auch in der Fotografie. Der Betrachter wird es Ihnen danken.

10. Warum sieht das wie ein Comic aus?
Wenn man bei der Fotobearbeitung übertreibt

Sie ist ein Quell steter Freude für die Online-Gemeinde: die Bildbearbeitung. Denn damit hält es sich (wie dieser Schreiber anmerken darf) ein bisschen wie mit Texten: Jeder glaubt, es zu können. Im Ergebnis unterlaufen immer wieder Fails, die zum Lachen anregen: Arme, die aus dem nichts auftauchen; stark verschlankte Bäuche, die den Hintergrund einzusaugen scheinen; Models, deren Körper schlanker als ein Oberarm ist. Proportionen sind nichts, was in Fotos nachträglich bearbeitet werden sollten. Wenn, dann geht es nur darum, die Qualitäten eines Shots insgesamt weiter zu verbessern.

Das hier ist erlaubt und erwünscht, solange es in angemessener Dosierung geschieht:

  • Bild drehen, falls ungerade
  • Ausschnitt festlegen und optimieren
  • Wenn nötig, den Weißabgleich anpassen
  • Kontraste und Farben anpassen
  • Schärfe nachjustieren

Das Ziel: das Beste aus Ihren schönsten Bildern herauszuholen, ohne sie zu verfälschen.