Artist Interview: OZD

Die Digitalisierung der Musikproduktion hat in den letzten Jahrzehnten mitunter zu einer Demokratisierung der Produktionsmittel beigetragen. Dies erlaubt es immer mehr Musikbegeisterten für wenig Kapital Equipment und Software anzuschaffen und ihren Traum zu leben. So ist der moderne Produzent von heute ein Allround-Talent, der in Personalunion Songs anfertigt. Das perfekte Beispiel hierfür ist Lukas Drozd aus Polen.

Unter dem Künstlernamen “OZD” ist er seit knapp 20 Jahren als Composer, Arrangeur, Sound-/ Mixing-/Masteringengineer, Musiker, Produzent für diverse polnische Popstars (Kasia Popowska, Alexandra, Formacja Nieżywych Schabuff) und TV-Formate (Rodzikna PL) aktiv. Und dies in einer derart professionellen Qualität und internationalen Wettbewerbsfähigkeit, dass er 2014 von einem Universal Music Sublabel unter Vertrag genommen wurde. Im November 2016 erschien folglich sein erstes Debüt-Album “Journey”, das von Recording über Editing bis zum Mastering, in Samplitude von “OZD” produziert wurde. Eine Besonderheit hierbei ist die Soundästhetik, die trotz vierzig Prozent eingespielter akustischer Instrumente, elektronischer Natur ist.

“OZD” erklärt in unserem Interview das Geheimnis hinter seinem druckvollen und knackigen Drum-Sounddesign und verrät seine Lieblings-Plug-ins. Ferner schildert er womit die polnische Musikindustrie zu kämpfen hat.

Musik - „Kreativität, Talent und Hingabe sind die wichtigsten Dinge”


Wie würdest du das Genre beschreiben, das du produzierst?

Wahrscheinlich wäre „Live Electronic“ die beste Beschreibung meiner Musik. Wenn wir aber über Details und spezifische Songs reden, findet man dort ebenso verschiedene Stile wieder. Stile, die sehr stark von der Musik von früher und heute inspiriert sind. Funk, House, Drum & Bass/Jungle, Big Beat, und Electronica. Der Zusatz „Live“ Electronic kommt daher, dass meine Musik nicht als fertiges DJ-Set vorhanden ist. Sie wird live von Musikern im Studio und auf der Bühne performt.

Wie kreierst du deine Sounds und Klänge? Benutzt du Samples und adaptierst diese oder spielst du sehr viel über MIDI-Keyboard ein in Kombination mit virtuellen Instrumenten?

Ich nutze hauptsächlich ein MIDI-Keyboard. Ich spiele alle instrumentellen Parts selber ein. Es gibt nicht allzu viel vorgefertigtes Audiomaterial auf meinem Album. Nur einzelne Background-Loops in manchen Liedern. Zusätzliche Instrumentalspuren wurden extra für bestimmte Songs angefertigt. Diese wurden durch VSTi sowie Live eingespielt, wie zum Beispiel Drums, Bass, Gitarre, Saxophon und Trompete.

Wenn ich VSTi nutze – um den richtigen Sound für meinen Song zu suchen – dann modifiziere ich hierbei den Klang des virtuellen Instruments oder der selbst erstellten Sounds. Für die Erstellung von neuen Sounds von Grund auf, sind D16 LuSH101 und NI Massive meine Haupttools. Diese kannst du viel in meinen Produktionen hören.

Was sind deine Lieblings-Plug-ins bzw. VSTs?

Hier nur die Wichtigsten:

Plug-Ins: PSP oldTimer, PSP MixPressor, AM-Suite, AM-Track, Vintage Effects, Ecox Delay und VariVerb, eFX Plugins, OZONE, PSP Mix Pack, Waves De-Esser, Nomad Factory Blue Tube EQ und Compressors, Ni Softube Vintage Compressors.

VSTi: D16 LuSH-101, NI Komplete, NI Massive, NI Battery, Spectrasonic Trilogy, Cableguys, Curve 2, Vita.

Wie sieht dein Studio-Setup aus? Setzt du eher auf analoge oder digitale Technik?

Während des Mixings arbeite ich hauptsächlich “in the box”. Das liegt an der Anzahl an Musikprojekten, die zur selben Zeit realisiert werden müssen. Ich bin also eher digital im Post-Processing Sinne. Es ist aber kein Problem, analoge Konsolen für das finale Summing zu nutzen. Ich werde das auch in der nächsten Zeit öfters machen.

Um die Aufnahmen zu machen, benutze ich ein simples und solides Analog-Setup: Neuman TLM-103 Mikrofon, SSL XLogic Alpha Channel und Teletronix LA-2A. Das ist ein tolles Setup, welches in den meisten Produktionen für andere Künstler oder mein Album “Journey” genutzt wurde. Ich liebe diesen Klang – klar und weit. Auf „Journey” habe ich auch das CharterOak SA538B genutzt, sowie ein sehr billiges lo-fi Kondensatormikrofon gepaart mit einem billigen Pre-Amp von Focusrite und ebenso den Lawo Pre-Amp und WesAudio Kompressor.

Ich bin kein Equipment-Fanatiker. In meiner Arbeit sind Kreativität, Talent und Hingabe die wichtigsten Dinge.


„Journey” - „Ich kann nicht mein Leben lang nur für die Miete arbeiten.”

Wie viele Personen waren an der Produktion des Albums beteiligt? Wie lange dauerte das Projekt von dem Konzept über Aufnahme bis zum Release?

Mein erstes Solo-Album „Journey” war wie eine Lebensentscheidung. Mehr als 15 Jahre habe ich als Produzent und Schreiber für verschiedene Künstler aus Polen gearbeitet. Vor rund 5 Jahren entschied ich mich dazu, meinen eigenen künstlerischen Weg zu gehen. Die Premiere des Albums war im November 2016. Während dieser Zeit hatte ich viele Projekte mit verschiedenen Künstlern, sodass ich mich nicht voll und ganz auf meine Musik konzentrieren konnte. Aber alles ging letztendlich in die richtige Richtung. „Journey” wurde released. Jetzt arbeite ich an neuen Tracks.

Ich habe fünf Künsler eingeladen, die meine Songs sangen (darunter Brian Fentress, Lenny Hamilton aus den U.S.A., Kasia Malenda), sowie sechs Musiker. Diese spielten bestimmte Tracks ein, z.B. Drums, Bass, Gitarre, Trompete und Saxophon. Ich habe auch auf eigenen Songs gesungen („Moment”, „Dancing All The Night”, „World”). Ich habe auch einen Vocoder genutzt. Ich habe auf dem Album alle instrumentellen Parts aufgenommen, selber gemixt und gemastered. Und all das in Samplitude. Ich denke, das ist eine riesen Arbeit.

Was hat dich motiviert deinen eigenen musikalischen Weg einzuschlagen?

Nachdem ich hunderte Songs und ein dutzend Alben für andere Künstler produziert habe, habe ich realisiert, dass ich eine Veränderung brauche. Ich kann nicht mein Leben lang nur für die Miete arbeiten. Und ich hatte sehr viele nicht umgesetzte musikalische Ideen in meinem Kopf. Ich war schon immer die Art von Erschaffer, der etwas zu sagen hat. Und das ist nur möglich, wenn ich dies alleine bewerkstellige. Das war ein sehr herausfordernder Moment in meinem Leben. Ich habe knapp 25 Konzepte für das Projekt „Journey” angefertigt. Manche davon werden momentan weitergeführt, manche erst in der Zukunft.

Sind die Drums in „All Right“ oder „Schematic World“ mit Samples erstellt oder von einem Drummer eingespielt? Und wie hast du so viel Druck und Punch auf die Bass-Drum und Snare bekommen?

Das ist ein Mix aus Live eingespielten Drums und Synthetischen. In beiden Songs ist der obere Layer mit synthetischer Kick und Snare. Der untere Layer ist mit Live-Drums und Percussions, die von SpacePierre gespielt wurden, sowie einige Background-Loops. Die parallele Kompression ist hierbei sehr wichtig. Das lässt die Drums sehr nah und detailliert klingen – ohne extrem hohes Volumen und Peak-Level.

Die Live-Drums als oberen Layer kannst du in „Moment“ und „Dancing All The Night“ hören. Auch wenn ich den Sound von live eingespielten Drums mag, gibt es keinen Weg, den selben Sound und Power wie mit synthetischen Drums zu erzielen (ich meine das im Kontext der produzierten Musik, nicht auf der Bühne gespielte Musik). Das sind zwei verschiedene Welten. Deswegen ist es gut, diese zusammenzumischen.

Wie hast du die Synthesizer und die Trompete in deiner Singleauskopplung „All Right“ erstellt?

Viele Sounds kommen vom D16 Group's Synthesizer, wie dem LuSH-101 und Phoscyon. Der Acid Phoscyon Sound mit eFX Reverb ist side chained mit dem eFX Compressor. Die Haupt-Bass-Spur ebenso, der kommt aus meiner eigenen Library, die ich für LuSH-101 erstellt habe. Vielleicht werde ich eines Tages alle Sounds releasen, die dann im Online-Shop von D16 Group zugänglich sein werden. Dort kann man auch die Live eingespielte Trompete sowie Solo-Melodien wiederfinden. Grundsätzlich wurden alle Bläser von großartigen Musikern in unserem MAMAMUSIC-Studio aufgenommen.

Wie ist das Verhältnis zwischen real verwendeten und virtuellen Instrumenten in deinem Album?

Das ist schwierig einzuschätzen. 60% Synths, 40% Live. Das hängt immer vom Song ab. Das Interessante hierbei ist, dass, obwohl so viele Live eingespielte Instrumente dabei sind, der Hauptcharakter des Sounds elektronisch klingt. Das war mein Ziel. Das ist eine tolle Verbindung. Ich liebe Gitarren, Bass und Drums.

Samplitude - „Die eFX-Tools sind sehr handlich, simpel und klingen sehr gut“

Warum hast du dich für Samplitude entschieden und welche Features nutzt du am meisten?

Als ich anfing Musik mit Computern zu machen, waren DAWs noch nicht so gut, wie sie es heute sind. Das wahrscheinlich wichtigste Feature, welches ich zu der Zeit in Samplitude vorfand, war das Object-Editing. Ein absolute intuitives Feature! Und der erste Song, den ich mit Samplitude gemacht habe, war „Funky Beat“. Das war meine erste Edition von Samplitude im Jahre 2001. Ich erinnere mich noch, dass alles sehr einfach zu erlernen war, gepaart mit einem intuitiven Layout, einem Mixer im analogen Stil und der Möglichkeit, in Echtzeit VST auf Objekte anzuwenden. Vielleicht habe ich deswegen die Software ausgewählt. Davor hatte ich den OctaMed Tracker auf Amiga (später auf PC) für die Arbeit mit MIDI genutzt. Das war eine tolle Software für ältere Generationen des Computers (z.B. Commodore or Amiga in meinem Fall), vor allem für das Arbeiten mit kurzen Samples.

Es ist schwierig zu sagen, welches Feature ich an häufigsten in Samplitude nutze. Nach wie vor ist meiner Meinung nach das Object-Editing die wichtigste Funktion in dieser DAW. Ich mag wirklich sehr die On-Board Plugins von Samplitude. Ich benutze sie sehr viel. In jedem Projekt mit Vocal-Spuren, ist Elastic Audio mein Key-Feature. Es funktioniert auf eine andere Art und Weise als ähnliche Lösungen (z.B. Melodyne) und damit erziele ich bessere Resultate. Es wäre toll, Elastic Audio noch weiter auszubauen und es noch nützlicher zu gestalten (wie Revoice). Ich mag es nicht zusätzliche Software zu nutzen. Daten von einer DAW zu einer speziellen Software zu kopieren, und dann wieder zurück, nimmt einfach zu viel Zeit in Anspruch.

Wie findest du die neue Tempo-Automation bzw. Time-Pitch-Funktion? Welches neue Feature gefällt dir am besten?

Ich nutze die Tempo-Automation nicht wirklich oft, aber Tempo-Änderungen in Echtzeit können in besonderen Fällen sehr wichtig sein. Vor allem wenn du mit analogen Aufnahmen arbeitest. Der neue Pitch-Shift Algorythmus klingt viel besser. Ich wende ihn viel auf Audio-Objekte an! Object-Editing und Pitch-Shifting ist eine wunderbare Connection, speziell während der Bearbeitung von Vocal-Spuren.

Du hast dein neues Album „Journey“ komplett mit Samplitude produziert und dabei z.B. die Plug-Ins AM Suite und eFX genutzt. Inwiefern haben diese dir bei der Umsetzung deiner musikalischen Ideen geholfen?

Ja, die eFX-Tools sind sehr handlich, simpel und klingen sehr gut. Zum Beispiel: der eFX Compressor ist momentan mein einziges Side-Chain Tool. Der Kompressor klingt großartig, auch mit wenig Threshold, sehr musikalisch. Der eFX Reverb hat einen absolut tollen Plate-Algorythmus, welcher unglaublich mit einer langen Release-Zeit und Modulation klingt. Das kannst du alles auf meinem Album hören („Moment“, „World“, „Close Enough“). Ich nutze diese hauptsächlich auf den instrumentellen Parts. VariVerb ist mein Main-Reverb für Gesangsspuren.

Und der AM Suite Ecox Delay ist mein Haupt-Delay-Effekt seit Jahren. Das ist ein komplettes Paket – 2 Filter, Modulation, Diffusion. Was brauche ich mehr? Alle Delays auf meinem Album kommen vom Ecox und eFX delay.

Hast du einen vordefinierten Workflow, wenn du neue Projekte angehst, oder ist dieser immer anders und spontan?

Ja. Mehrheitlich für das Komponieren. Zum Beispiel ist in einem Setup das Piano VSTi bereit zum Spielen und Aufnehmen. Für Vocals habe ich ein processing Setup. So kann ich spontan Ideen festhalten ohne Zeit zu verlieren. Mein Standard-Projekt ist nur mit einem vordefinierten Template, welches folgendes beinhaltet: ein Raster- und Quantization-Setup (Snap to Quantization), Snap aktiviert, 8 Spuren. Ich habe meine eigenenes vorbereitetes Set an Plugins, die bereit sind für Master oder Vocal-Tracks genutzt zu werden. Das spart Zeit. Während der Arbeit am Projekt, modifiziere ich das alles aber, abhängig von der Situation. Der ganze Rest ist spontan.

OZD - „Musik machen ist mein Lebensinhalt“

Welche Instrumente spielst du?

Meine Hauptinstrumente sind Keyboard und Synthesizer. Als Kind habe ich eine Ausbildung in allgemeiner Musik am Klavier absolviert. Ich kann auch Percussion-Instrumente und Gitarren spielen. Ebenso singe ich.

Während meiner Schulausbildung habe ich mich eher als Erschaffer denn als Pianist gesehen. Ich fühlte mich schon immer mit der Musik in einer kreativen Weise verbunden. Vielleicht war genau deswegen meine klassische musikalische Ausbildung nicht von Dauer.

Jetzt weiß ich, dass so, wie es letztlich gekommen ist, der beste Weg für mich ist. Musik machen ist mein Lebensinhalt.

Was fasziniert dich am Musikmachen und was ist für dich hierbei die Grundessenz?

Ich denke, dass der Prozess des Kreierens das Spannendste ist. Wenn ich Melodien entwerfe, gibt es viele emotionale Momente, die mir sehr viel Freude und neue Inspiration bringen. Das ist die Basis für Musik im Allgemeinen. Manchmal inspirieren mich die Klänge der spielenden Instrumente. Ich folge dann diesen Klängen, um genau die Melodie zu finden, die dazu passt. Wenn ich beides habe – Melodie und Lead-Sound als Motiv – baue ich diese aus und fange mit dem Arrangement an. Ich mag es wirklich sehr zu arrangieren, es ist ein sehr kreativer Moment, wo alles noch offen ist. Zu diesem Punkt habe ich die größte Einflussmöglichkeit auf die Klangformen. Ein anderer schöner Moment: einen Song finaliseren. Das macht dich innerlich stolz. Natürlich bin ich, wie jeder kreative Kopf, nie zu 100% zufrieden. Vielleicht weil ich etwas perfektionistisch bin. Das ist nicht immer sehr hilfreich (lacht). Und was ist die Essenz von Musik? Die Antwort ist simpel: Authentizität.

In deinem Album sind einige Disco-Funk und Blues Einflüsse vorzufinden. Bist du mit diesen Stilen musikalisch aufgewachsen oder wo siehst du eher deine Wurzeln?

Meine musikalischen Wurzeln habe ich vermutlich im Jazz-Funk und in der elektronischen Musik. Als sehr junger Keyboarder, war ich von Jazz-Stars wie Herbie Hancock und Chick Corea inspiriert. Andererseits von Prince, Vangelis und Jean-Michel Jarre. Zwei verschiedene Welten. Mit der Zeit fokussierte ich mich mehr auf Funk und Club-Musik. Insbesondere das Herbie Hancock Album aus den 70's hatte den größten Impact auf mein funky Groove-Feeling. Ich glaube einfach, dass Funk-Musik und dessen Groove, einen riesen Einfluss auf jede Art von Dance-Stil (von 80's Dico bis zu House-Musik in den 90's) hatte. Wir sehen ja wieviel Daft Punk, The Chemical Brothers or Adam F. vom Funk extrahiert haben und es in eine andere, moderne Dimension einbrachten (Breakbeat, Bigbeat, Electrobeat und letztlich Dubstep etc.). Selbst Drum & Bass und Jungle sind nichts anderes als funky Grooves mit 150+ BPM. Ich bin also Fan der 70er und 90er.

Wo findest du Inspiration und was tust du gegen Blockaden?

Ja, Deadlines sind sehr nervig und sehr üblich, wenn du an einem Album für andere Künstler arbeitest. Vor allem, wenn diese bei großen Labels gesigned sind. Ich denke, dass meine professionelle Erfahrung mir hilft, meinen Job zu vollenden, selbst wenn ich erschöpft bin oder unter Druck stehe. Musik zu hören, ist hierbei eine gute Lösung. So kann ich dann meine Ohren resetten, mich von verschiedenen Klängen inspirieren lassen, welche wiederum meine Kreativität fördern. Jegliches, was dir hilft dich zu entspannen, ist auch gut. Dies ändert sofort deine Stimmung und lässt dich besser auf die positiven Dinge des Projektes konzentrieren.

Mit welchem Künstler würdest du noch unbedingt gerne zusammenarbeiten wollen? Wer ist dein Vorbild in Sachen Produzent?

Wenn man träumen darf... Es gibt einige Beispiele aus dem Mainstream und Alternative-Pop, die zu meinem Sound und Musikgeschmack passen. Diese inspirieren und begeistern mich mit fast jeder Produktion:

Justin Timberlake und Timbaland, Kate Boy, Alicia Keys, Rudimental, Daft Punk, One Republic, Mark Ronson, Disclosure, The Chemical Brothers und Coldplay. Das sind aber nur die Bekanntesten und einige davon. Wenn ich die Chance hätte mit einem dieser zusammenzuarbeiten, wäre das der Höhepunkt meiner Karriere und eine riesen Ehre. Ich habe keine speziellen Idole in der Produzentenwelt. Ich mag Produktionen von Bartek Królik und Marek Piotrowski (aus Polen), Max Martin (insbesondere für Katy Perry, und die letzte Collab mit Justin Timberlake), Ryan Tedder und das One Republic Team, Benjamin Paul Ballance Crew (Plan B) und Mixes von Mark „Spike” Stent und Produktionen von Rudimental.


Musikindustrie/-business - „Die Konkurrenz in der Musikindustrie ist riesig, wahrscheinlich größer als die Zahl der Hörerschaft, die du hast.“

Dein Album wurde von Universal Music veröffentlicht. Wie kam dieser Kontakt zum Major Label zustande?

Das Label, welches mein Album released hat, nennt sich Regio Records und ist ein Sublabel von Universal Music Poland. Heutzutage einen Vertrag zu unterschreiben ist nicht wirklich schwer. Die ganze Arbeit beginnt erst danach, wenn du deine Musik promoten musst. Das ist die Herausforderung! Insbesondere heute, wo wir Millionen von Künstlern überall auf der Welt haben, ohne jegliche Grenzen in Sachen Selbstverbreitung über das Internet. Die Konkurrenz in der Musikindustrie ist riesig, wahrscheinlich größer als die Zahl der Hörerschaft, die du hast. Obwohl statistisch gesehen die Chance eines Künstlers erfolgreich zu werden geringer ist, als in der Vergangenheit, wäre es dumm, es nicht wenigstens zu versuchen. Was wird es mir in der Zukunft bringen? Ich weiß es nicht, aber es gibt eine Sache, von der ich überzeugt bin. Ich werde nicht aufhören. Mein zweites Album wird momentan produziert sowie ein Musikvideo zu meiner dritten Singleauskopplung.

Du hast erzählt, dass du seit Jahren versuchst Samplitude in Polen bekannter zu machen. Wie darf man das verstehen?

Das mag komisch klingen, aber es gibt in der Musik-Community eher die Wahrnehmung, dass Samplitude ein gutes Tool für Mixing und Mastering ist. Die Leute sind überrascht, wenn ich ihnen erzähle, dass tatsächlich die ganze Produktion von Beginn bis Ende in der DAW gemacht ist – inklusive Recording und Editing. Vielleicht ist ein Grund dafür, dass Samplitude in der Vergangenheit keinen MIDI-Support hatte. Mittlerweile ist es ein komplettes Tool und ich arbeite immer mit dieser DAW. Die Bestätigung dessen ist mein professionelles Portfolio, welches komplett mit Samplitude produziert wurde – seit 2001. Ich hoffe, dass ich immer mehr die Gelegenheit haben werde, der polnischen Szene – und über deren Grenzen hinaus - Samplitude zu zeigen.

Gibt es etwas Spezielles an der polnischen Musikindustrie/Szene, das besonders hervorsticht?

Der polnische „Mainstream“ der Musikindustrie ist schon immer dem westlichen gefolgt. Wir sind dem Großteil der östlichen europäischen Länder sehr ähnlich. Wir haben unseren eigenen, lokalen Musikmarkt, auf dem lokale Künstler und der Mainstream-Markt den neuesten Trends aus den USA, UK oder Schweden folgt. Leider haben Länder wie Polen keinerlei Einfluss auf die globale Musikindustrie. Wir sind wie Konsumenten, keine Produzenten. Nur Künstler aus der alternativen Szene haben eine Chance, internationale Zuhörer zu erreichen. Wahrscheinlich weil dies in den meisten Fällen internationale Kooperationen sind und das insgesamte künstlerische Level relativ hoch ist. Ich hoffe, dass in der Zukunft immer mehr Künstler aus Polen die Chance haben werden, Zuhörerschaften aus aller Welt zu erreichen und große Karrieren zu haben. Viele davon verdienen es.

Wenn wir einen Blick auf unsere Musikbildung werfen, kann ich sagen, dass diese besser und besser wird. Du kannst mittlerweile alle Arten von Schulen finden, von klassischer Musik bis hin zu Schulen für moderne Musikproduktion. Es ist eine gute Chance, um interessante Leute kennenzulernen, deine Bekanntheit zu erhöhen und neue Produktionstechniken zu erlernen. Jeder Profi weiß aber auch, dass richtiges Know-How nicht von dieser Art Ausbildung, sondern von echter Projektarbeit kommt. Leute wie ich sind das beste Beispiel dafür. Das gesamte Wissen und die Erfahrung kommen von harter Arbeit und vielen Jahren, die ich im Studio verbracht habe – mit vielen verschiedenen Herausforderungen. Eine Ausbildung in diesem Beruf ist nicht von Nöten. Das Wichtigste hierbei sind Leidenschaft und Kreativität, welche Skills und Erfahrung erbringen.

Aus meiner Sicht kannst du auch kein Musikproduzent und Komponist werden, ohne es zu lieben. Es gibt immer Momente in deinem Leben – vor allem am Beginn – wo das Einkommen relativ niedrig ist. Viele talentierte Leute geben dann ihre Leidenschaft auf und schlagen einen anderen Weg ein. Sie betrachten Musik dann als ihr Hobby. Das macht es sehr schwierig, ein hohes Level an Skills zu bekommen, die notwendig sind, um besser als der Durchschnitt zu sein. Diese Berufe – Künstler, Musiker, Creator, Komponist – sind nur für die Stärksten. Viel Geld und Erfolg wird sich in den meisten Fällen nicht sofort einstellen. Manchmal brauchst du 10-15 Jahre Arbeit, um die besten Bedingungen zu finden, die dich in deiner Karriere auf das nächste Level bringen. Das betrifft nicht nur Polen. Das sind generelle Gedanken und Sorgen, die jeder hat. Mein Vorschlag ist: Wenn du wirklich Musik liebst, gib nicht auf, gehe deinen Weg und entwickle dich selbst weiter. Resultate werden kommen. Wenn du gut bist und besser als 75% der Musik-Community, wirst du dich früher oder später in besseren Konditionen vorfinden als zuvor. Vergiss aber währenddessen nicht, dich selbst zu promoten. Die Kombination dieser zwei Dinge, wird dir Fortschritt und letztendlich Erfolg bringen.


Weiterführende Links:

Offizielle Website von OZDhttp://lukasdrozd.com/
OZD auf Facebookhttps://www.facebook.com/OZD.Official/
OZD auf Soundcloudhttps://soundcloud.com/ozd-official/tracks

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